Gefahr durch Blackouts und Stromausfälle: „Bereiten uns vor“

In einem Interview weist der Landrat Martin Sommer auf die Möglichkeit von langen Blackouts hin. Die Menschen sollten sich vorbereiten.
Berlin – Was, wenn es dunkel wird, kein Elektrogerät mehr funktioniert – und das über einen längeren Zeitraum? Mit dieser Frage beschäftigt sich derzeit Martin Sommer. Er ist parteiloser Landrat des Kreises Steinfurt (Nordrhein-Westfalen). In einem Interview mit der Welt sagt er, dass sich Menschen und Kommunen besser auf Blackouts und langanhaltende Stromausfälle vorbereiten sollten.
Denn die Möglichkeit eines großflächigen Blackouts sei durchaus gegeben, sagt Sommer. Auch wenn dieser nicht überwiegend wahrscheinlich sei, bereite er sich mit seiner Behörde auf ein solches Szenario vor: „Insbesondere auf lang andauernde Stromausfälle, die länger als 72 Stunden dauern.“ Dazu ist man unter anderem mit Krankenhäusern, Polizei, Feuerwehr und den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern der kreisangehörigen Städte und Gemeinden im Gespräch.
Landrat warnt vor Blackouts und langen Stromausfällen: „Gesellschaftliches Risikobewusstsein nur in Ansätzen vorhanden“
In einer hochtechnisierten Gesellschaft sei man von Strom stark abhängig, sagt Sommer in Bezug auf die Gefahr von Blcakouts und langen Stromausfällen. Neben dem Gesundheits- und Pflegewesen sei auch insbesondere die Energie-, Lebensmittel- und Wasserversorgung sowie die Kommunikationstechnik auf die Versorgung durch Strom angewiesen.
„Das gesellschaftliche Risikobewusstsein für einen längerfristigen Stromausfall ist aber nur in Ansätzen vorhanden“, mahnt Sommer. Er sieht das als eine Folge davon, dass man als Gesellschaft in den vergangenen 70 Jahren von schlimmsten Situationen verschont geblieben ist. Sommer: „Wir haben in einer sehr heilen Welt in Deutschland gelebt.“
Gefahr von Stromausfällen: „Eine Grundausstattung fürs Camping hilft da schon weiter“
Man müsse die Resilienz der Menschen wieder stärken, denn auch wenn sich viele Menschen offenbar darauf verlassen würden: Der Staat könne im Falle eines Stromausfalls nicht sofort alle Probleme lösen oder in jedem Einzelfall gleich helfen. „Manches kann dann auch einige Zeit dauern“, so Sommer im Gespräch mit der Welt.
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Deshalb empfiehlt er, sich an die Empfehlungen des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz zu halten und eine gewisse Eigenvorsorge zu treffen: „Sie sollten Vorräte und Trinkwasser für ein paar Tage und Leuchtmittel im Haushalt haben. Eine Grundausstattung fürs Camping hilft da zum Beispiel schon weiter.“
Sommer: Auch Kommunen müssen sich auf Stromausfälle vorbereiten
Sommer sieht aber auch die Kommunen in der Pflicht, sich auf einen lang anhaltenden Stromausfall vorzubereiten. Sie müssten Anlaufstellen für die Bevölkerung schaffen – sogenannten Katastrophenschutz-Leuchttürme – also Ort, die im Falle eines Blackouts noch mit Notstrom versorgt werden. Turnhallen oder auch öffentliche Gebäude etwa.
Dort könnten sich die Menschen aufhalten und mit Nahrung, Informationen und sonstigen überlebenswichtigen Mitteln versorgt werden. Eine ambulante ärztliche und Medikamentenversorgung gehört auch dazu. „Solche Leuchttürme lassen sich mit Wärmeinseln kombinieren“, so Sommer.
So bereitet sich der Kreis Steinfurt in NRW auf einen Blackout vor
In seinem Kreis Steinfurt – der aus 24 Städten und Gemeinden mit etwa 450.000 Menschen besteht – sei bereits eine Koordinierungsgruppe Energiemangellage mit allen relevanten Akteuren und Behörden im Kreis eingerichtet, die sich regelmäßig abstimme.
„Wir erstellen gerade ein Tankstellenkataster, um die Kraftstoffversorgung für Einsatzfahrzeuge von Polizei, Rettungsdiensten und Betriebshöfen sicherzustellen. Die Notstromaggregate müssen ja auch regelmäßig nachbetankt werden.“ Um im Ernstfall auf genügend Kraftstoff zurückgreifen zu können, schließe man Sicherstellungsverträge mit Tankstellenbetreibern im Kreis ab.
„Zusätzlich werden wir ein Notfallkommunikationsnetz aufbauen, das auch im Blackout-Fall funktioniert, um weiterhin kommunizieren zu können“, sagt Sommer. Und auch die Stadt Syke im Landkreis Diepholz (Niedersachsen) hat sich ein Notstromkonzept für mehr als 100.000 Euro kosten lassen.