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Negative Zahlen, positive Worte

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Von: Carsten Sander

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„Wir müssen jetzt stark sein und zusammenhalten!“, scheint Aufsichtsrat Marco Bode (Mitte) in dieser Szene auf der Mitgliederversammlung den beiden Geschäftsführern Klaus Filbry (links) und Thomas Eichin vermitteln zu wollen. ·
„Wir müssen jetzt stark sein und zusammenhalten!“, scheint Aufsichtsrat Marco Bode (Mitte) in dieser Szene auf der Mitgliederversammlung den beiden Geschäftsführern Klaus Filbry (links) und Thomas Eichin vermitteln zu wollen. · © Foto: nph

Bremen - Wenn eines gestern Abend auf der Mitgliederversammlung des SV Werder Bremen klar geworden ist, dann das: Das finanzielle Tal ist noch lange nicht durchschritten.

Klaus Filbry, Vorsitzender der Geschäftsführung, verkündete vor 265 Mitgliedern für die Saison 2012/13 ein Minus von 7,9 Millionen Euro, der Umsatz ist bei 87,9 Millionen Euro weiter rückläufig. Und auch im aktuellen Geschäftsjahr wird wieder ein Fehlbetrag erwartet. Werder in Not?

Nein, überhaupt nicht, sagte Filbry in seinem äußerst sachlich, aber auch hölzern dargebrachten Geschäftsbericht: „Das Unternehmen ist gesund, und wir sind auf einem guten Weg, dass das auch so bleibt.“

Wie die negativen Zahlen und die positiven Worte zusammenpassen? Filbry erklärte es so: Trotz der Verluste der vergangenen beiden Jahre – in der Saison 2011/12 waren es 13,9 Millionen Euro – sei der Club absolut zahlungsfähig: „Unsere Liquidität ist hoch und gestattet es, Transfers aus Eigenmitteln zu finanzieren.“

Dafür knabbert Werder aber immer weiter am Polster aus der Vergangenheit. Das Eigenkapital schmilzt mit jedem Jahr. Von 38 Millionen Euro im Jahr 2011 über 24 Millionen im Jahr 2012 hin zu den aktuell nur noch 16,5 Millionen Euro. „Das Eigenkapital ist endlich“, meinte Filbry. Aber es müsse auch nur noch ein weiteres Verlustjahr verkraften, erklärte der Nachfolger von Klaus Allofs als Chef der Geschäftsführung. 2015 will Werder wieder „eine schwarze Null“ schreiben. Bis dahin wird der eingeschlagene „Konsolidierungskurs mit Augenmaß“ weiter beschritten, so Filbry: „Den ersten Schritt haben wir gemacht.“

Er reichte aber nur so weit, das Minus annähernd zu halbieren. Wie? Indem Stars wie Pizarro, Wiese, Naldo, Marin, Borowski, Silvestre im Sommer 2012 gingen. Elia, Gebre Selassie, Petersen, Kevin De Bruyne und Lukimya kamen, Sokratis wurde endgültig verpflichtet. Das Gehaltsniveau des Kaders sank aber deutlich. Geschätzte acht Millionen Euro wurden so eingespart. Filbry zufrieden: „Wir haben konsequent die Kaderkosten reduziert und gleichzeitig in die Qualität der Mannschaft investiert.“ Aber es ist noch lange nicht genug. Die nächsten Einschnitte würden aber „nicht mehr so radikal“.

Wie auch? Großverdiener gibt es kaum mehr im Bremer Kader. Aaron Hunt und Clemens Fritz, zwei, die noch gut dotierte Verträge besitzen, verfolgten die Mitgliederversammlung gestern direkt vor Ort. Ebenfalls mit dabei war zum ersten Mal Trainer Robin Dutt mit seinen Co-Trainern Damir Buric, Marco Langner, Reinhard Schnittker und Peer Jaekel.

Sie hörten, wie Filbry die sinkenden Umsatzzahlen erläuterte. Von 95,6 Millionen Euro auf 87,9 Millionen Euro – weil die Transfererlöse von 18,8 auf 14,4 Millionen Euro (unter anderem Marin/8, Naldo/4,8) sanken, weil aufgrund der schlechten sportlichen Bundesliga-Resultate der Erlös aus TV-Geldern um 2,1 Millionen Euro auf 25,6 Millionen Euro zurückging. Aber: Beim Sponsoring hat Werder zugelegt. Filbry verkündete ein Plus von 2,1 Millionen Euro – den neuen LED-Banden im Weserstadion sei Dank.

An die Zeiten, als Werder sich mit dem Umsatz im 120-Millionen-Euro-Bereich bewegte, wird der Verein vorerst nicht mehr anknüpfen. Filbry: „Die Differenz ist das Geld, das durch die Champions League hereinkam.“ Von der Königsklasse kann Werder nur träumen, aber träumen ist erlaubt. Filbry tat es öffentlich. „Mittelfristig wollen wir zurück nach Europa.“ Was immer das mittelfristig bedeuten mag … · csa

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