Eklat vor dem Anpfiff: Uzelac wirft hin, Rehden geschockt

Rehden - Von Cord Krüger · Es fällt schwer, für diesen Tag in den Rehdener Waldsportstätten einen Vergleich zu finden. Vielleicht verdeutlicht ein Auszug aus der Liste von Naturkatastrophen das Ausmaß des gestrigen Eklats beim BSV Rehden: ein Dammbruch durch einen Tropfen, der alles zum Überlaufen brachte sowie ein anschließender Vulkanausbruch samt Erdbeben, das einige Verletzte und Trümmer hinterlässt.
Das 1:4 (0:2) gegen den VfL Wolfsburg II verkam da zur Randnotiz. Selbst Trainer Predrag Uzelac bekam sie gar nicht mit, denn er hatte das Stadion schon eineinhalb Stunden vor dem Anpfiff im Zorn verlassen. Nach einem Disput zwischen ihm und BSV-Vorsitzendem Friedrich Schilling trat er als Coach zurück und fuhr davon.
Zurück blieben ein versteinerter BSV-Boss, eine verunsicherte Mannschaft und offene Fragen, die Uzelac gestern nicht beantwortete: Der Cloppenburger war telefonisch nicht erreichbar.
Stattdessen sprach Schilling: „Für den Grund des Streits „bin ich verantwortlich“, stellte er klar. Es ging um einen U 23-Akteur aus der zweiten Mannschaft, der gestern hätte im Kader stehen sollen, aber nicht auf der Liste derjenigen stand, die ab dem 1. Juli fürs Regionalliga-Team spielberechtigt sind. Der junge Mann – laut BSV-Kreisen handelt es sich um Thomke Dießelberg – kann natürlich gar nichts für das, was Schilling als „Verkettung unglücklicher Umstände“ bezeichnete: Der 62-Jährige unterrichtete Uzelac umgehend, als er die fehlende Erlaubnis bemerkte. „Ich habe ihn im Auto erreicht, als er auf dem Weg hierher war – ein Telefonat, in dem wir beide sehr heftig reagiert haben“, berichtete Schilling. Nach der Ankunft im Stadion setzte sich der Disput fort, und Uzelac warf hin. Alles nur wegen eines Akteurs? Wohl nicht. Denn der Nachwuchsmann hätte wahrscheinlich gar nicht gespielt, und für Ersatz zum Erfüllen der Mindestzahl von U 23-Fußballern in einem Viertliga-Kader war ebenfalls gesorgt. Vielmehr war es ein weiteres von „einigen Dingen, die im Verein nach Ansicht des Trainers nicht funktionierten“, verriet Schilling. „Aber ich habe Predrag öfter gesagt, wie der BSV aufgestellt ist und dass wir einiges durch Ehrenamtliche nicht leisten können.“
Der Spagat zwischen Beruf und Fußball – den ehrgeizigen Kroaten hatte dies schon vergangene Saison gelegentlich an den Rand der Verzweiflung gebracht. Schließlich stand Uzelac als Hauptverantwortlicher ganz vorn an der Front im Kampf um den Klassenerhalt. Und während die Konkurrenz – nicht nur die Bundesliga-Reserven aus Hamburg, Hannover oder Wolfsburg – schon mit Profifußballern arbeiten, musste er seine Männer nach deren Feierabend fit machen.
Gestern gab er auch unter diesem Druck auf. „Wir haben uns die Hand gegeben und verabschiedet“, schilderte Schilling das Ende der Männerfreundschaft mit seinem Wunschtrainer, den er im Sommer 2012 nach Rehden gelotst hatte und am Saisonende lange um seine Vertragsverlängerung beknien musste. Bald treffen sich beide noch einmal: „In dieser Woche setzen wir uns zusammen und wickeln alle nötigen Sachen ab“, bestätigt der BSV-Boss. Zu kitten scheint das zerschlagene Porzellan kaum. Schilling jedenfalls glaubt nicht, „dass es sich Predrag noch einmal anders überlegt“. Stattdessen startete er gestern Abend bereits mit der Suche nach einem Nachfolger für den Kroaten: „Jetzt müssen wir kurzfristig einen neuen Trainer engagieren. Aber bei diesem Kader sehe ich da kein Problem.“