„Nur ein Ziel: Barcelona“

Verden - 33 Männer und Frauen setzen sich in Frankfurt aufs Rad, um in zwölf Tagen 1773 Kilometer bis nach Barcelona abzureißen. Unter ihnen ist die Verdenerin Monika Reker, die am Ende dieser Mammut-Tour glücklich Bilanz zieht: „Wenn man will, kann man alles schaffen.“
Ein Jahr voller gesundheitlicher Tiefschläge lag hinter der 39-jährigen Extremsportlerin, als sie sich zur Teilnahme an der Benefiz-Tour „Besi & Friends“ zugunsten der Nathalie-Todenhöfer-Stiftung für MS-Kranke entschied.
Im Juni 2013 war sie bei einem Mountainbikerennen schwer gestürzt und brach sich das Schlüsselbein. Aufgrund von Komplikationen leidet die Polizistin seitdem an einer chronischen Knocheninfektion (Osteitis). „Mir persönlich war wichtig, diese häufige Erkrankung und ihre immer noch recht unbekannten Folgen stärker in die Öffentlichkeit zu rücken“, begründet die Hochleistungssportlerin ihre Teilnahme.
Die Verdenerin ist gewohnt zu kämpfen. Bereits 2005 überwand sie eine schwere Lungenerkrankung, die eigentlich das Aus für den Leistungssport bedeutet hätte. „Vermutlich bin ich die erste Osteitis-Patientin, die eine solche Distanz mit dem Rad bewältigte“, sagt sie jetzt.
Ihr Kampfgeist eint sie mit anderen Tour-Teilnehmern. Neben Monika Reker steigen noch vier weitere Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen auf die Räder: vier MS-Kranke und ein Mann, der zweimal täglich Dialyse benötigte. Auch Initiator Andreas Beseler, genannt Besi, gehört dazu. 1992 erhielt er die Diagnose Multiple Sklerose. „Rad statt Rollstuhl“, lautet seitdem seine Überlebensmaxime.
Kampfgeist war auch gefragt auf der Extremtour. 24000 Höhenmeter hatte das Team auf seinem Weg nach Spanien zu überwinden. Alle Teilnehmer mussten ihre gesamte Kraft aufbringen, egal ob gesund oder krank.
„Mein größter Respekt geht an Rainer, der sich mit Dialyse komplett durch die Tour quälte“, berichtet die 39-Jährige. „An manchen Bergen musste er von uns durch Anschieben unterstützt werden, aber über die Pyrenäen flog er völlig entfesselt davon und kam kurz hinter der schnelleren Gruppe an.“
Reker selbst kämpfte insbesondere auf den langen Etappen über sechs Stunden Fahrzeit mit starken Verspannungs- und Überlastungsschmerzen in der Schulter. Die degenerierte Muskulatur konnte die lange Stütz- und Haltearbeit nur bedingt leisten. An zwei Tagen fuhr sie mit einem tauben linken Arm, in einer Abfahrt in den Pyrenäen erlitt sie durch die Kälte in der Abfahrt eine starke Spastik im Arm und musste den Besenwagen in Anspruch nehmen.
„Diese Tour war das unbeschreiblich schönste Erlebnis in meinem Leben“, fasst Monika Reker dennoch das Erlebte zusammen. „Das Team war so unglaublich, wir wuchsen von Tag zu Tag mehr zusammen, niemand hatte wirklich das Gefühl, krank oder schwach zu sein – wir hatten alle nur ein Ziel: Barcelona.“
Der Wunsch, mit der Tour anderen Mut zu machen, nicht aufzugeben, wurde offensichtlich mehr als erfüllt, wie die Flut an E-Mails an Andreas Beseler belegt. Eine Neuauflage dieser Benefiztour ist für 2016 geplant. Monika Reker wird sich in der Organisation engagieren. Sponsoren werden auch für 2016 dringend gesucht. „Wir sind dankbar für jede noch so kleine Unterstützung und wenn es nur Luftpumpen, Navigationsgeräte für Begleitfahrzeuge oder Verpflegung für Teilnehmer ist“, sagt die Verdenerin. „Wir nehmen alles gern an.“
www.monika-reker.de oder www.rad-statt-rollstuhl.de.