Grün über Gasrohren gedeiht

Riede - Der zweite Pflanzversuch scheint erfolgreich zu sein. Beim ersten Mal hatten Wühlmäuse, Kaninchen und Wild den Gewächsen an der Rathswiehe in Riede schnell den Garaus gemacht. Jetzt sind die Sträucher und kleinen Bäume durch so genannte Drahthosen vor Verbiss geschützt.
Die Neuanpflanzungen sind der Ausgleich für breite Schneisen, die beim Verlegen der Gasrohre vor einigen Jahren in die geschützte Rieder Heckenlandschaft geschlagen worden waren.
Denn auch durch diese Gemeinde verläuft die so genannte Norddeuropäische Erdgasleitung (NEL) der gleichnamigen Gas-Transportgesellschaft. Der Rohstoff selber stammt aus den großen Lagerstätten Russlands und wird von Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern über Hittbergen an der Elbe nach Achim und über Syke weiter bis zum Erdgasspeicher in Rehden geleitet. Eine Abzweigung führt bis Drohne.
Dieser Teilabschnitt der Norddeutschen Erdgasleitung (NEL) ist die Fortführung der Nord Stream (Ostseeleitung) von Russland nach Greifswald, und letztlich werden auch benachbarte EU-Länder über die Strecke noch mit versorgt.
Die NEL ist eine Tochter der Wingas, einem gemeinsam vom deutschen, zum BASF-Konzern gehörenden Erdgasproduzenten Wintershall sowie der russischen Gazprom gegründeten Unternehmen – mit Beteiligung der niederländischen Gasunie. Die Wingas widmet sich dem Erdgas-Vertrieb und -Handel.
Überall an den Baustellen der Trasse seien Flächen durch Bepflanzen wieder renaturiert worden, teilte auf Nachfrage NEL-Pressesprecherin Nicola Regensburger mit. Neben Weißdorn- und anderen Hecken seien Eichen und Eschen in den Boden gebracht worden, und gerade in der vorigen Woche habe es die Endabnahme gegeben. Das Dienstleistungsunternehmen „Gascade“ sei unter Leitung der NEL für die Renaturierungen zuständig.
Nach dem ersten, misslungenen Durchlauf in Riede hatte die zuständige Landkreis-Behörde reklamiert, so dass nachgepflanzt werden musste.
Dem Rentner und Naturbeobachter Josef Teupe fielen jetzt während eines Streifzugs durch die Rieder Naturlandschaft die neuen Gewächse an mehreren, 50 bis 100 Meter breiten Abschnitten über der Gasleitungstrasse ins Auge.
Er freut sich darüber und hält die Auswahl der Pflanzenarten von Hagebutte bis zu Rot- oder Weißdorn sowie Heister für weitaus besser als beim ersten Mal. Dass die Heckenlücken geschlossen werden, sei auch wichtig, damit nicht der Wind zu viel Boden abträgt.
Landwirte in dem Bereich sorgen sich trotzdem noch. Es gibt das Gerücht, dass bald eine zweite Gasleitung verlegt wird. Dann müsste alles erneut aufgerissen werden.
Diese Ausbau-Variante wird seitens der NEL aber nach derzeitigem Stand als „sehr unwahrscheinlich“ eingestuft.
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