Stuttgart 21 oder nur ein Waggon?
Verden - (reg) · Das Thema „Erinnerungskultur und Demokratiebildung“ scheint im Kulturauschuss der Stadt Verden ein allzu beliebter Tagesordnungspunkt zu sein. Am Mittwoch tagte er im Ratsaal des Rathauses, und die Diskussion darum schien nicht mehr enden zu wollen. Knackepunkt war vor allem die Errichtung eines „Zentralen Denkortes“ in Form eines Reichsbahnwaggons.
Gebhard Rosenthal berichtete, dass sich der Arbeitskreis zuletzt im April 2010 intensiv mit diesem Thema beschäftigt hätte. Jetzt aber habe die Verwaltung den Beschlussentwurf dem Ausschuss vorgelegt und wolle diesen „im Galopp innerhalb von wenigen Tagen“ durchdrücken. Am 15. Februar soll der Stadtrat endgültig darüber beschließen und den Startschuss für einen offenen Architektenwettbewerb geben, der mit 14 000 Euro bezuschusst wird.
„Ich warne ausdrücklich davor, sich an diesen Zeitrahmen zu halten“, war sich Christdemokrat Jens Richter sicher. Er ging sogar soweit, von Ausmaßen ähnlich derer von Stuttgart 21 zu sprechen. Die Bürger Verdens würden im Augenblick einfach noch zu wenig Informationen über dieses Projekt haben, und er wisse von vielen, dass sie einem Reichsbahnwaggon durchaus skeptisch gegenüber stünden.
„Sie haben uns schon wieer unter Zeitdruck gesetzt, Herr Bürgermeister“, erklärte Jürgen Weidemann (FDP). Sowohl die Liberalen als auch die CDU-ler hätten deshalb kurzfristig Sitzungen einberaumt, um das Thema aufzuarbeiten. Trotzdem sei die Zeit einfach zu knapp bemessen. Nicht zuletzt, da zu den vorgeschlagenen Standorten – ursprünglich waren es fünf – nicht genügend Informationen, wie beispielsweise Eigentumsrechte und Höhenverhältnisse, vorliegen würden. „Die Verwaltung hat aus fünf Standorten in Eigenregie einfach zwei gemacht, so geht das nicht“, sagte Gebhard Rosenthal.
Bürgermeister Brockmann erklärte dazu, dass die Verwaltung die beiden Standorte ausgesucht habe (Jugendzentrum und Parkplatz Lindhooper Straße/Hohe Leuchte), die aus ihrer Sicht am besten zum pädagogischen Konzept passen würden. „Sie sind zentral und für Schulklassen gut erreichbar“, so Brockmann. Weiterhin besitze die Stadt bereits die Baurechte für beide Grundstücke, was die Sache um einiges erleichtere. Er schließe allerdings die weiteren Orte nicht aus dem Wettbewerb aus und ging auf Anja Königs (CDU) Forderung ein, auch für die anderen Standortmöglichkeiten einen detaillierten Bericht nachzureichen. Ebenso sollte den Architekten die Chance gegeben werden, für die Grundstücke Ideen einzureichen.
Doch nicht nur an der Standortfrage rieb sich der Ausschuss. Auch eine zufriedenstellende Betreuung durch den Verein für Regionalgeschichte wurde angezweifelt. „Alles Quatsch“, meinte Vorsitzender Dr. Joachim Woock. „Ich kann doch hier erzählen, was ich will, Sie haben ja trotzdem ihre Bedenken.“
Mit Vorbehalt beschloss der Kulturausschuss denn doch mit fünf zu drei Stimmen, dass der Beschlussentwurf dem Stadtrat vorgelegt wird. „Damals waren wir auch alle skeptisch beim Judendenkmal und heute sind wir alle stolz drauf. Ich habe die Hoffnung, dass es beim Waggon genauso sein wird“, so Brockmann abschließend.
nZu wenig Zeit
▪ für Informationen