TingTings Sicht auf die Natur

Dörverden - „Natürlich Niedersachsen“ titelt die Ausstellung mit Bildern der chinesischen Malerin Jinyu Han, genannt TingTing, auf dem Kulturgut Ehmken Hoff in Dörverden. Die Ausstellung ist ausschließlich auf Naturmotive fokussiert, gibt aber dennoch Einblick in das vielfältige künstlerische Schaffen der Malerin, die mit den unterschiedlichsten Techniken und Farbkompositionen experimentiert und die sich mit ihrer Malerei auch für den Respekt vor der Natur, für Harmonie und inneren Frieden engagiert. TingTing, die in Bücken lebt und arbeitet, hat bereits eine große Anzahl von Liebhabern ihrer Werke in Asien, aber auch in Deutschland, Italien, der Schweiz oder Großbritannien.
Punkt, Punkt, Komma, Strich – nein, so schnell hat TingTing ihre Bilder wahrlich nicht gemalt. Sie sitze viele Stunden, oft sogar Tage an einem Werk, verrät ihr Lebensgefährte Thomas Frank. Die überwiegend fotorealistisch anmutenden Bilder von TingTing zeigen Alltägliches, dem Spiegelungen und Schatteneinwürfe teils eine besondere Wirkung verleihen.
Auch wenn es der Betrachter angesichts der detailgetreuen Abbildungsweise kaum glauben mag: Eine Fotokamera nimmt TingTing niemals zur Hand. Vielmehr scheint die Künstlerin geradezu besessen davon zu sein, ein Motiv so realistisch wie möglich abzubilden. Nicht stilisiert, nicht verfremdet, nicht verklärt.
Die heute 37-Jährige hat trotz ihres jungen Alters bereits Jahrzehnte in die Perfektion ihres künstlerischen Könnens investiert. Denn wie in ihrer Heimat China üblich, begann das Lernen auch für TingTing bereits früh und sie war erst drei Jahre alt, als für sie der formelle Unterricht in der chinesischen Kunst angefangen hat. Im Alter von 15 Jahren begann sie, ihre Fertigkeiten der westlichen Künste zu entwickeln. Fortwährend steigerte sie ihre Fähigkeiten als Künstlerin in Kohle- und Stiftzeichungen, Gouache, Wasserfarben und Ölmalerei. Sie malte Landschaften, Stillleben und Porträts des klassischen Realismus. Mit 16 schrieb sie sich in einen Grafik-Design-Universitätsvorbereitungskurs ein, der über drei Jahre lief. Im Anschluss daran wurde sie in der Central Academy of Fine Arts in Beijing aufgenommen, um bildende Künste zu studieren. Zwischen ihrem 20. und 25. Lebensjahr hat sie in dem Fachbereich Ölmalerei studiert. Dieser ist in vier Unterbereiche eingeteilt: Renaissance, Realismus, Impressionismus und moderne abstrakte Kunst. Ihre Hauptfächer waren Porträts und Stillleben. Am Ende ihres Abschlussjahres gewann sie im Wettstreit mit ihren 300 Kommilitonen die Gold-Medaille für ihr Gemälde „Death and Angel“.
Im Jahr 2004 schloss sie das Studium in Beijing ab. Im Jahr 2008 wurde sie Mitglied in der Beijing Oil Painting Society. Besonders interessant ist dabei, dass TingTing unter den 300 Mitgliedern dieser Gesellschaft, der man nur über Einladung beitreten kann, das jüngste ist und das die Gesellschaft seit 2008 auch keine neuen Mitglieder mehr einlädt.
TingTing ist auch ein darstellendes Mitglied der Beijing Oper und hat ein Selbstbildnis in ihrer Rolle gemalt. Obgleich ihre Leidenschaft der klassische (europäische) Realismus ist, finden sich in ihren Bildern häufig chinesische Aspekte.
TingTing erläutert: „Bei dieser Ausstellung zeige ich einige der Werke, die ich dieses Jahr geschaffen habe. Es sind Momente, Geschichten und Emotionen, die ich mit den Mitteln meiner Kunst und Techniken ausdrücke.“ Die Ausstellung ist bis zum 25. September geöffnet und kann sonntags in Anwesenheit der Künstlerin von 14 bis 17 Uhr besucht werden. Weitere Informationen zu TingTing finden sich auch im Internet unter www.tingtinghan.de. J nie