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2200 Unterschriften gegen Kreisel

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Heinz-Dieter Breu trägt seine geballten Argumente gegen den Gieschen-Kreisel vor.
Heinz-Dieter Breu trägt seine geballten Argumente gegen den Gieschen-Kreisel vor.

Achim - (mb) · 2200 Achimer-innen, etwa zehn Prozent der Wahlberechtigten, hatten bis Mittwochabend gegen einen Kreisel auf der jetzigen Gieschen-Kreuzung unterschrieben. Knapp 150 waren in den Schützenhof gekommen, um sich von Heinz-Dieter Breu, Chef der Bürgerinitiative, zweieinhalb Stunden mit Argumenten, Zahlen und Simulationen gegen die bekämpfte Neugestaltung der Kreuzung füttern zu lassen.

Ruhig und sachlich versuchte Breu, im Auftrag der Stadt erstellte Gutachten und Simulationen zu zerpflücken, und stellte dem eigene Erhebungen und Simulationen gegenüber.

In den städtischen Gutachten fehle eine ausreichende Begründung für einen Kreisel, sei die Kreuzung mit nur zehn bis zwölf unspektakulären Unfällen im Jahr nicht als Unfallschwerpunkt benannt, würden die Gefahren für Fußgänger, Radfahrer und Blinde durch einen Kreisel vernachlässigt und werde verschwiegen, dass es nach wie vor auf der zu engen Obernstraße an der Großen Kirchenstraße zu Rückstaus kommen werde. Unfälle an Kreiseln passierten häufig nachts auf Zebrastreifen, die deshalb extrem ausgeleuchtet sein müssten. Für Rettungsfahrzeuge werde es im überfüllten einspurigen Kreisel kein Durchkommen geben.

In den Gutachten, so Breu weiter, würden angesichts der prognostizierten Verkehrszunahme als Entlastung Verbesserungen am Straßennetz und ein neuer Autobahnanschluss Achim-West bei Uphusen erwähnt, den Bund und Stadt doch angesichts der fehlenden Finanzen auf den St.-Nimmerleins-Tag verschoben haben.

Interessanterweise sagten die Gutachten aus, dass die Verkehrssituation an dieser Kreuzung auch verbessert werden könne durch einen Ausbau der Kreuzung mit dem Abriss zweier bereits von der Stadt erworbener Häuser und eine Optimierung der Ampelanlagen inklusive grüner Welle in der Stadt beziehungsweise mit Induktionsschleifen bedarfsgerecht geschalteter Ampeln. Das  genau ist es, was Breu und Mitstreiter als Alternative fordern; „eine Optimierung des Bestands“, wie es die Fachleute nennen.

Ein Kreisel würde auch nach Aussage der städtischen Gutachter ohnehin ab 2500 Autos in der Stunde seinen Dienst versagen. Eine Zahl, die in Zukunft erreicht werden könne.

Der Kreisel hat natürlich auch eine finanzielle Dimension, kostet ohne Zinsen 1,15 Millionen Euro, von denen die EU 400 000 Euro bezahlen würde. Die neue Ampelanlage mit Abriss der zwei Häuser wäre für rund 750 000 Euro zu haben.

„Lasst doch die Häuser stehen. Alles, was schön ist in Achim, wird abgerissen“, riefen Versammlungsteilnehmer und erhielten prasselnden Applaus.

Zur Versammlung waren auch die Kreiselbefürworter Bernd Junker (SPD) sowie Michael Schröter, Bernd Eggers und Silke Thomas von den Grünen gekommen und hatten gegen des Rest des Saales ihre Position vertreten. Sie erwähnten den seit Jahren bekannten Generalverkehrsplan der Stadt, der die Überlastung der Kreuzung aufzeige, sowie den einstimmigen Stadtratsbeschluss Anfang 2009 für einen Kreisel und warfen Breu vor, Aussagen der Gutachten einseitig darzustellen und Zahlen zu manipulieren. Hatten die Kreiselgegner zunächst sich die Gegenposition noch ruhig angehört, schlugen mit zunehmender Dauer den Befürwortern Aggressionen und Feindseligkeit entgegen.

Die Kreiselgegner sind stinksauer auf die Mehrheit im Stadtrat und ihre „Basta-Politik“: „Wir fühlen uns vergewaltigt, diktatorisch, wie kleine Kinder behandelt. Wir haben nichts zu sagen.“

Heinz-Dieter Breu und seine namentlich bekannten 2200 Unterstützer hoffen, dass sich das in den nächsten Tagen noch ändert und man einen Kompromiss findet. Andernfalls will die Bürgerinitiative juristisch mit einer Normenkontrollklage gegen den verhassten Kreisel vorgehen.

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