Tierarzt schult in China Leiter von Milchfarmen

Ramshausen - Von Jakob Brandt. Sind die Klauen nicht in Ordnung, funktioniert die ganze Kuh nicht mehr. Sie lahmt, frisst kaum noch, gibt weniger Milch, wird krank. Oft führt der Weg zum Schlachter. Legt ein Landwirt aber viel Wert auf gute Klauenpflege, kann er lange Freude an seinen Tieren haben. Ein Fachmann in Sachen Klauengesundheit ist Tierarzt Dr. Hans-Peter Klindworth aus Ramshausen in der Samtgemeinde Sittensen. Sein Wissen ist gefragt. Auch in China. Mit seinem Kompagnon Detlef Findeisen reist der 48-Jährige ins Reich der Mitte.
Vor zwei Jahren waren Klindworth und Findeisen, dem die größte Klauenpflegefirma Deutschlands gehört, schon mal dort, um Milchfarmleiter zu schulen, im Juli dann erneut. Was sie auf einer Farm der Volksarmee bei Urumqi zu sehen bekamen, entsetzte sie. Fast jede der 1.500 Kühe lahmte. „Die Klauenstände waren steinzeitlich“, sagt Klindworth. „Und der Ausbildungsstand entsprechend. Wie dort verfahren wird, entspricht in keiner Weise dem, was wir unter funktioneller Klauenpflege verstehen.“ Die beiden deutschen Experten zeigen den Chinesen, wie man heute Klauen schneidet und welches Gerät man dazu braucht.
Milch ist in China ein Luxusgut
Klindworth sagt schmunzelnd: „Die Leute waren wirklich erstaunt, wie gut Kühe laufen können.“ Derzeit unternimmt das Riesenreich viel, um die Rinderzucht im Land weiterzuentwickeln. „Milch“, sagt der Ramshausener Tierarzt, „ist in China immer noch ein Luxusgut. Im Supermarkt kostet ein Liter etwa 2,50 Euro.“ Wegen der Wirtschaftskrise sei der Milchpreis für die Erzeuger nun extrem gesunken. „Die Betriebe können nicht einmal mehr ihre Futterkosten decken. Weil sehr wenig Fläche vorhanden ist und die Futterpreise dementsprechend hoch sind, wollen die Chinesen die Produktivität der Milchviehhaltung nachhaltig verbessern“, sagt Klindworth.
Eine Möglichkeit, die Gesundheit der Tiere zu verbessern, ist die Klauenpflege. Das Entwicklungshilfeministerium in Berlin unterstützt entsprechende Schulungen in China. Gebraucht werden Experten wie Hans-Peter Klindworth. Der Fachtierarzt für Rinder arbeitet für den Tiergesundheitsdienst der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Eutergesundheit, Fruchtbarkeit und Klauengesundheit, das sind die Themen, mit denen er sich beschäftigt. Sein Arbeitsplatz ist sein Auto. Heißt: Klindworth ist viel unterwegs.
Niedersachsen in der Klauenpflege führend
Des Öfteren ist er beim Klauenpflegezentrum in Echem, wo er Landwirte und Klauenpfleger schult. „In der Klauenpflege ist Niedersachsen führend“, erklärt Klindworth. „Wir sind auf dem Gebiet schon ein ganzes Stück vorangekommen.“ Zwar gebe es in den Betrieben immer noch Probleme mit lahmen Kühen, in anderen Ländern wie den USA oder Großbritannien sei die Zahl klauenkranker Kühe aber wesentlich höher. Entscheidender Faktor für einen gesunden, gehfreudigen Kuhbestand sei der Mensch. „Je besser Ausbildung, Wissensstand und Problembewusstsein sind, desto weniger lahme Kühe gibt es. Dank des Klauenpflegezentrums haben wir heute viele gut ausgebildete Klauenpfleger und Betriebsleiter, die Lahmheitsprobleme in ihren Herden ganz gut einschätzen können.“
Geschnitten werde heute nach der Fünf-Punkte-Methode, die in den Niederlanden entwickelt wurde. „Kühe, deren Klauen danach behandelt werden, kommen auch mit den harten Böden unserer Laufställe gut zurecht“, betont der Experte. Einer, der so vorgeht, ist Detlef Findeisen, dessen Firma nicht nur um die 300. 000 Kühe pro Jahr behandelt, sondern auch moderne Klauenpflegestände produziert. „Es ist immer spannend in China, weil alles anders ist“, sagt der Tierarzt. Der 48-Jährige hofft, vermitteln zu können, warum die Klauenpflege so wichtig ist. Und dass das Wissen auch bei den nächsten Reisen dorthin weiter getragen wird.
zz