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Der Meister der Spiele

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Spiele-Erfinder Reinhard Staupe mit Freundin Vanessa von Thien, dem kleinen Linus und einigen von ihm erfundenen Spielen. ·
Spiele-Erfinder Reinhard Staupe mit Freundin Vanessa von Thien, dem kleinen Linus und einigen von ihm erfundenen Spielen. · © Foto: Bonath

Sottrum - HELLWEGE · Dame, Mühle, Halma, Rommee und Canasta – gespielt hat Reinhard Staupe (43) schon immer leidenschaftlich gern. Wenig später, als kleiner Steppke mit Vater und Onkel, eine Runde Skat nach der anderen „gedroschen“ und schließlich auch das königliche Spiel Schach erobert. Inzwischen hat Staupe „die Karten umgedreht“: Er ist Spiele-Erfinder und versorgt alle Enthusiasten der Kopfpartien mit aufregendem Nachschub. Etwa 150 Spiele sind es inzwischen, die er weltweit veröffentlicht hat, davon allein etwa 100 in den USA.

Der gebürtige Kassler lebt seit zwei Jahren mit Freundin Vanessa von Thien, die als Lehrerin in Ahausen arbeitet, dem Nachwuchs Linus und Bonny sowie einem Golden Retriever in reizvoller Umgebung am Rand von Hellwege. Gebratene Tauben fallen bekanntlich nicht vom Himmel, und Staupe musste sich ziemlich durchbeißen, bevor er einer der knapp 15 Spiele-Erfinder, die es in Deutschland gibt, wurde.

Der 43-Jährige studierte ursprünglich Mathematik und Sport, um Lehrer zu werden, allerdings ließ ihn seine Begeisterung für Spiele nie los. Reinhard Staupe entwickelte ein Spiel nach dem anderen, bekam von den Verlagen allerdings auch eine Absage nach der anderen.

Ja, es habe auch Situationen gegeben, wo er kurz vor dem „Hinschmeißen“ gewesen sei. Allerdings, so schnell gebe er nicht auf, „und wenn mich eine Leidenschaft packt, dann bleibe ich am Ball“. 1995 wurden „Kunterbunt“ und das „Schmetterlingsspiel“ veröffentlicht. Für ihn ein großer Augenblick und der Anfang einer Spiele-Erfinder-Karriere. Misserfolge nicht ausgeschlossen, denn, so Staupe, „man muss lernen, auch damit umzugehen“.

Inzwischen war er bei jährlich 500 bis 600 Veröffentlichungen sechs Mal für das „Spiel des Jahres“ nominiert. Dieser Olymp ist für Spiele-Erfinder so etwas wie der Oscar. Neben der Ehre eine wirtschaftliche „Spritze“ ersten Ranges. – Staupe sagt, welche Bedingungen ein Spiel zu erfüllen hat: „Es bedarf einer neuen Spielidee, also Spielmechanik. Das darf nicht nur ein Aufguss dessen sein, was es schon gibt, irgendein Teilaspekt muss neu sein. Es kommen noch ein paar weitere wichtige Dinge hinzu: Natürlich sollte das Spiel Spaß machen, nicht zu kompliziert sein und dann natürlich produktionstechnisch umsetzbar sein.“

Vom Spiele-Erfinder, so der 43-Jährige, werde Kreativität verlangt, hinzu komme die Fähigkeit zum analytischen Denken. Spiele produzieren, also erreichen, „dass alles gut funktioniert“, sei häufig ein langer Prozess. Die Idee zu einer neuen Kreation kann bei Alltagsbeschäftigungen funken: beim Duschen, beim Spazierengehen ...

Spiele, weiß der Erfinder, hätten trotz TV und Internet noch einen beachtlichen Stellenwert. Besonders die Deutschen bekommen von ihm gute Noten: „Dem geübten deutschen Spieler, da gehören auch viele ganz ,normale‘ Familien zu, kann man durchaus schon mal das Spiel mit etwas größerem Regelumfang zumuten. Insbesondere in den USA ist der Durchschnittskäufer doch eher an ganz einfachen Spielen interessiert.“

In den vergangenen 30 Jahren, weiß Staupe, habe vor allem der Preis „Spiel des Jahres“ dazu beigetragen, dass Spielen ein „richtiges Kulturgut geworden ist“. Tendenziell gelte in Deutschland auch, dass eher nicht zu komplizierte Spiele gekauft würden: Wer abends kaputt von der Arbeit nach Hause komme, wolle nicht noch schwierige Regeln lesen. Er selbst finde das Spiel „Die Werwölfe von Düsterwald“ besonders gut. Es bringe unterschiedliche Menschen zusammen und führe dazu, dass diese kommunizierten.

Staupe steht ein wenig unter Druck. Er muss das kleine Paket packen, um es zur Post zu bringen. Ein neues Spiel, von dem aber noch nichts verraten wird. Andere liegen noch in der Schublade. Reinhard Staube mit der Liebe für das Perfekte ist sich nämlich nicht sicher, ob diese „Kinder“ von ihm sich auf sichere „Beine“ stellen lassen. · bn

Es schlummern einige

Ideen in der Schublade

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