„Tafel“ wehrt sich gegen Vorwürfe

Wildeshausen (dr) · So lange es die Wildeshauser „Tafel“ gibt, so lange müssen sich die Ehrenamtlichen mit Vorwürfen und Gerüchten auseinander setzen. Immer wieder wird behauptet, dass nicht alle Kunden bedürftig sind. Manch einer moniert, dass die Besucher mit großen und teuren Wagen vorfahren und sich den Kofferraum voll laden.
„Wir bekommen das zurzeit ständig zu hören“, sagt Martina Zahl, 1. Vorsitzende des Vereins Wildeshauser Tafel. Mittlerweile reagiert sie darauf auch sehr emotional, denn all diese Vorwürfe sind nach ihrer Einschätzung aus der Luft gegriffen. Am hartnäckigsten hält sich das Gerücht, dass Menschen Waren beziehen, obwohl ihnen diese gar nicht zustehen. „Die Kunden müssen bei uns ihren Grundsicherungsbeleg der Stadt oder Gemeinde vorzeigen“, so Zahl. Dieser werde immer nur für einen Zeitraum von drei Monaten ausgestellt. Anschließend gebe es eine erneute Prüfung durch die Verwaltung. „Wir kontrollieren grundsätzlich den Lichtbildausweis, damit wir wissen, dass die richtige Person Ware abholt“, so Zahl. Zudem sei auf dem Kundenausweis vermerkt, wie viele Personen unterstützungsbedürftig sind. Jeder Kunde kann nur einmal am Tag bei der „Tafel“ einkaufen. Es hilft ihm auch nichts, wenn er gleich zur Öffnungszeit anwesend ist. „Wir haben vier Gruppen, die rotieren“, erklärt die Vorsitzende. Das habe zur Folge, dass Kunden immer zu verschiedenen Zeiten bedient werden. Im ungünstigen Fall ist ein Teil der begehrten Waren schon weg. Allerdings versuchen die Mitarbeiter die Abgabe so zu regeln, dass möglichst jeder Kunde etwas bekommt. Hamsterkäufe sind nicht erlaubt. „Wir wissen schon vorher, wie viel Waren wir haben und legen so Höchstmengen fest“, verdeutlicht Zahl. Die Kunden könnten ohnehin nicht eine Vollverpflegung einfordern. „Wir leisten nur Unterstützung zum Lebensunterhalt.“

Ein oft geäußerter Kritikpunkt ist, dass die Bedürftigen mit großen, teuren Autos vorfahren. Zahl gibt aber zu bedenken, dass sich dahinter durchaus Armut verbergen kann. „Unsere Gesellschaft ist so strukturiert, dass Statussymbole wie Auto, Handy und Fernseher den Eindruck erwecken, dass man etwas hat und etwas ist.“ Deshalb würden viele Menschen so lange wie möglich den Schein wahren. „Auch wenn sie nichts mehr haben, achten sie auf solche Dinge, um sich nicht bloß zu stellen“, sagt Zahl, die zudem beobachtet hat, dass die Autos, die vorfahren, zwar oft groß sind, aber auch ein gewisses Alter vorzuweisen haben. In jedem Fall könne man nicht davon ausgehen, dass manche Menschen sich nur als arm ausgeben und in Wirklichkeit über viel Geld verfügen.
Die Gerüchte und Vorwürfe machen den Ehrenamtlichen die Arbeit immer wieder schwer. Es gibt Menschen, die deswegen nicht spenden, hat Zahl beobachtet. Deshalb lädt sie Kritiker ein, sich vor Ort ein Bild zu machen. Vorurteile könnten so aus dem Wege geräumt werden. Zudem ist es so, dass es sehr schade wäre, wenn eine Einrichtung wie die Wildeshauser „Tafel“ ein schlechtes Image bekommen würde. Ist sie doch für viele Menschen die einzige Möglichkeit, günstig zu frischen und gesunden Lebensmitteln zu kommen.
Der Kalender der „Tafel“ hat sich übrigens in der ersten Auflage schon gut verkauft. Jetzt ist die zweite Auflage in den Geschäften eingetroffen. Der Erlös kommt dem Hilfsprojekt zu Gute.