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Straße verliert ihren Namen

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Bürgermeister Petermann wird der Straße nicht mehr lange seinen Namen geben.
Bürgermeister Petermann wird der Straße nicht mehr lange seinen Namen geben. © ksy

Wildeshausen - Am Ende überwogen die Bedenken, eine Wildeshauser Straße weiter nach einem Bürgermeister benannt zu lassen, der von 1933 bis 1945 als Nazi der Stadt vorstand. Der Rat beschloss mit 18 Stimmen bei neun Gegenstimmen und drei Enthaltungen die Umbenennung der Bürgermeister-Petermann-Straße.

Dieses Votum quer durch alle Parteien kam in öffentlicher Abstimmung zustande, der Antrag von Wolfgang Sasse (CDU) auf geheime Abstimmung wurde von einer deutlichen Mehrheit abgelehnt.

Der Antrag war von „Linken“-Ratsfrau Kreszentia Flauger gestellt worden und beinhaltete, auch die Bürgermeister-Müller-Bargloy-Straße umzubenennen. Der Verwaltungsausschuss hatte aber wegen der unklaren Datenlage zu Müller-Bargloy lediglich das Votum für die Umbenennung der Bürgermeister-Petermann-Straße gegeben und empfohlen, die Anwohner in die Namensgebung für die Umbenennung einzubeziehen.

Flauger verwies erneut darauf, dass Petermann bereits 1930 in die NSDAP eingetreten war und ein Jahr später, „als es noch keinen Druck gab, das zu tun“, Ortsgruppenleiter der Partei wurde. Ihre Kritik richtete sich aber in erster Linie dagegen, dass Petermann sich auch nach dem Zweiten Weltkrieg nie öffentlich kritisch mit seinen Aktivitäten zwischen 1933 und 1945 auseinander gesetzt habe. „Jeder hat das Recht auf einen Neuanfang, aber er hat das nicht wahrgenommen und sich der Diskussion gestellt.“

Der wohl flammendste Appell für eine Straßen-Umbenennung kam gestern Abend von Wolfgang Däubler (UWG): „Mir steht nicht zu, das Leben von Petermann zu beurteilen. Aber die Benennung einer Straße nach einem Nationalsozialisten ist symbolgebend. Lassen Sie uns für diese Stadt ein Zeichen setzen, dass die Aufarbeitung mit der NS-Vergangenheit kein Tabu sein darf“, rief er dem Rat zu. Es könne nicht sein, dass pragmatische Gründe gegen die Umbenennung wichtiger seien als Aufklärung über diese Zeit.

Nicht alle Ratsmitglieder waren davon überzeugt. Lars Kosten (FDP) riet dazu, auch das spätere Wirken Petermanns zu berücksichtigen, Rainer Kolloge (UWG) fragte, ob man einen demokratischen Prozess aus dem Jahr 1982 immer wieder aufarbeiten müsse.

Traute Sandkuhl (Grüne) hingegen zeigte sich „dankbar für den Antrag“. „Es ist gut, dass wir darüber diskutieren.“ Damals, in den 80er Jahren, sei das nämlich nicht geschehen, während in Oldenburg jahrelang darüber gestritten wurde, die Universität nach Carl von Ossietzky zu benennen. Ihr Parteikollege Manfred Rebensburg betonte: „Ein Repräsentant eines Unrechtsstaates wie dem Nazi-Regime darf so nicht geehrt werden.“ · dr

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