Lehrer bleiben draußen

Hoya - Von Alena Staffhorst. Drei Schüler rasen mit ihren Skateboards über den Schulflur, aus einem Klassenraum dringen laute Techno-Beats und auf dem Pausenhof sprühen Jungs und Mädchen Graffiti an die Wände. Dass kein Lehrer eingreift, hat nur einen Grund: Die Aktionen sind Teil des Projekts „Culture on the Road“, das für zwei Tage in der Gutenbergschule Hoya durchgeführt wurde.
Statt Mathe, Deutsch und Biologie waren dort am Dienstag und Mittwoch Streetdance, Graffiti, Techno und Skateboarding angesagt. Insgesamt 190 Siebt- bis Zehnklässler aus der Marion-Blumenthal-Hauptschule Hoya, der Hauptschule Eystrup sowie der Gutenbergschule konnten im Vorfeld abstimmen, an welchen Workshops sie teilnehmen möchten.
„Wir wollen uns spielerisch mit der Jugendkultur auseinandersetzen“, erklärt Giuseppina Lettieri vom Berliner Archiv für Jugendkulturen, das Initiator des Projekts ist. „Wir sind in ganz Deutschland unterwegs. Die Themen, für die sich die Jugendlichen interessieren, ähneln sich dabei aber häufig.“ Denn Graffiti, Rap und Streetdance klingen nach einer Menge Spaß. Doch dass diese Kulturen auch einen tieferen Hintergrund haben, sollte das Projekt zeigen.
So ging es etwa in dem Rap-Workshop nicht nur um die Musik alleine, sondern auch um die Inhalte der Texte. „Die Schüler reden dort beispielsweise über Sexismus und Diskriminierung“, erklärt Lettieri. „Und was ihnen die Sache auch leichter macht, ist, dass die Lehrer draußen bleiben müssen.“
16 Referenten beschäftigten sich zwei Tage lang in insgesamt elf verschiedenen Workshops mit Jugendkulturen und politischer Bildung – und von den Schülern gab es ein durchweg positives Feedback.
Finanziert wurde das Projekt vom Präventionsrat Hoya. „Wir haben die verantwortungsvolle Aufgabe, mit dem wenigen Geld, das wir zur Verfügung haben, sinnvoll umzugehen. Da überlegt man schon zweimal, bevor man irgendwo zusagt“, sagt Dierck Willemer, Vorsitzender des Präventionsrats. „Bei diesem Projekt bin ich mir nun aber sicher, dass es eine sehr gute Investition war.“ Auch vom Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung gab es einen Zuschuss.
Mike Fuchs und Renate Paul vom Hoyaer Jugendzentrum Conexxxx, die das Projekt nach Hoya geholt haben, sind zufrieden. „Wir haben auf einer Fortbildung von ‚Culture on the Road‘ gehört und waren gleich begeistert“, sagt Fuchs. „Wir sind froh, dass die Schulen mitmachen wollten. Es war natürlich auch ein kleines Risiko, da wir im Vorfeld nicht ganz genau wussten, was uns erwartet, aber es hat sich gelohnt.“