„Gemischtwaren Fischer“in Nordholz wird 100

Hoya - Von Sabine GrulkeNordholz · Es gibt sie noch, die Tante-Emma-Läden abseits der Supermarkt-Ketten: „Gemischtwaren Fischer“ in Nordholz ist einer davon. Im Juni feiert er seinen 100. Geburtstag.
Ursula Drafz, geborene Fischer, ist seit einem Jahr Inhaberin des Ladens an der Landesstraße 352 von Bücken nach Sulingen. Sie ist die dritte Generation, die bei „Gemischtwaren Fischer“ an der Kasse steht. Derzeit bereitet sie schon die Feierlichkeiten am letzten Juni-Wochende, 29. und 30. Juni, vor
Gegründet hat das Geschäft 1912 der Kaufmann Dietrich Eschenhorst. Am 25. Mai des Jahres hatte er Magdalene Heins aus Neubruchhausen geheiratet. Auf dem Grundstück direkt am Borsteler Torweg, so hieß die Straße früher, baute er ein Wohn- und Geschäftshaus. Die Fläche war zuvor vom Grundstück seines Vaters als Erbmasse abgetrennt worden. Das neue Gemischtwaren-Geschäft lag in direkter Nachbarschaft zur 1901 gegründeten Dampfmolkerei.
Im „Hoyaer Wochenblatt“, dem Vorgänger der Kreiszeitung, inserierte er:
Geschäfts-Eröffnung!
Hiermit den Bewohnern von Nordholz und Umgebung zur gefälligen Kenntnis, dass ich mit dem heutigen Tage hier neben dem Molkereigebäude ein Manufaktur-, Kolonial-, Kurz- und Eisenwaren-, Porzellan-, Drogen-, Taback- u. Zigarren-Geschäft eröffne. Es wird mein Bestreben sein, stets nur beste Ware bei prompter Bedienung und billigen Preisen zu verabfolgen. Mein Prinzip ist: Grosser Umsatz und billige Preise.
In einer Nachbemerkung heißt es:
Eier und Butter nehme ich zum höchsten Tagespreis im Kauf an.
Damals gab es noch einen weiteren Gemischtwarenladen: den von Heinrich Müller im Haus Nordholz Nr. 3. Er lieferte Dietrich Eschenhorst unter anderem Salzsäure, die wohl zum Hausbau benötigt wurde. Das belegt eine alte Rechnung, die Friedrich Köneking aus Nordholz aufgestöbert hat.
Bei Dietrich Eschenhorst konnten sich nun die Bewohner der Umgebung mit Waren des täglichen Bedarfs eindecken: Es gab dort Werkzeug wie Äxte und Forken, Baumsägen, Apfelpflücker und Beile. Aber auch Holzpantinen, Beruhigungspulver für Schweine ebenso wie Essiggurken und Sauerkraut finden sich auf alten Rechnungen.
1924 richtete die Sparkasse Bücken im Haus von Eschenhorst eine Zweigstelle ein. 1934 verstarb Diet rich Eschenhorst, und seine Frau Magdalene führte das Geschäft weiter. Ihr Sohn Erich war Erbe des Anwesens, fiel aber 1945 im Krieg. Seine Frau Berta aus Wietzen, geborene Vogel, heiratete erneut und übernahm mit ihrem Ehemann Kurt Abraham den Laden.
Nachdem ihre Tochter Erika 1949 Heinz Fischer geheiratet hatte, übernahm das junge Ehepaar noch im gleichen Jahr das Geschäft, das fortan „Fischer“ hieß. 1959 bis 1960 wurde noch einmal angebaut, um eine Wohnung für Familie Hasselbruch zu schaffen. Denn inzwischen führte Erna Hasselbruch die Nebenstelle der Sparkasse weiter.
1985 gab es dann einen größeren Umbruch: Das Geschäft wurde vergrößert und neu eingerichtet. Die Selbstbedienung hielt Einzug, auch gab es jetzt Tiefkühlkost und Wurstwaren aus der Kühltheke zu kaufen.
Geblieben ist indes all die Jahre die Telefonnummer: 213, zu erreichen unter „Ambt Wietzen“, also mit der heutigen Vorwahl 05022, das belegt eine alte Zigarrenspitze, die Friedrich Köneking in seinem Bestand gefunden hatte.