1. Startseite
  2. Lokales
  3. Niedersachsen

Konkrete Hinweise auf Sprengstoffanschlag in Hannover

Erstellt: Aktualisiert:

Kommentare

Fußball, Länderspiel: Deutschland - Niederlande am 17.11.2015 in der HDI-Arena in Hannover (Niedersachsen). Polizisten mit Sturmgewehren stehen vor dem geschlossenen Stadion und sperren den Bereich ab. Nach den Terroranschlägen von Paris wurde das Spiel kurzfristig abgesagt, das bereits geöffnete Stadion wurde evakuiert. Foto: Julian Stratenschulte/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
„Vorsicht Lebensgefahr“: Polizisten mit Sturmgewehren sperren das Stadion in Hannover ab. © dpa

Hannover - Von Martin Sommer. Nach konkreten Hinweisen auf einen Terrorangriff ist das Fußball-Länderspiel Deutschland gegen die Niederlande gestern Abend kurz vor Anpfiff in Hannover abgesagt worden. Sicherheitskräfte sollen im Stadionbereich einen Rettungswagen mit Sprengstoff entdeckt haben, erfuhr diese Zeitung aus einer sicheren Quelle.

Außerdem sichteten Fahnder in der Nähe einen islamistischen „Gefährder“, also einen Terrorverdächtigen. Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) wollte zunächst weitere Untersuchungen abwarten: „Es lässt sich bislang nicht bestätigen, dass in einem Krankenwagen oder einem anderen Fahrzeug Sprengstoff war.“ Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) sagte zu den Gründen der Spielabsage: „Ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern.“

„Wir haben konkrete Hinweise gehabt, dass jemand im Stadion einen Sprengsatz zünden wollte“, sagte der Polizeipräsident von Hannover, Volker Kluwe. Angaben über die Art der Hinweise machte er nicht. Man habe die Warnung aber sehr ernst genommen. Unbestätigten Informationen zufolge kamen die Hinweise von einem ausländischen Geheimdienst.

„Der entscheidende Hinweis hat uns circa 15 Minuten nach Öffnung der Tore erreicht.“ Zu diesem Zeitpunkt befanden sich noch vergleichsweise wenige Menschen im Stadion. „Wir haben uns sehr schnell entschlossen, nicht weitere Menschen einzulassen“, sagte Kluwe.

Die Absage des Spiels erfolgte um 19.14 Uhr. Die Zuschauer in der Arena wurden per Lautsprecher aufgefordert, den Stadionbereich zu verlassen. Die Menschen wurden langsam aus dem Stadion geführt, es habe keine Panik gegeben, sagte ein Augenzeuge.

Schwer bewaffnete Polizisten sperrten die HDI-Arena weiträumig ab. Mehrere Spezialeinsatzkommandos fuhren nach dem Terroralarm vor dem Stadion vor. Die Evakuierungszone wurde mit Absperrband kenntlich gemacht – es trug die Aufschrift „Vorsicht Lebensgefahr“.

Kluwe rief nicht nur die Stadionbesucher, sondern auch die Hannoveraner dazu auf, nach Hause zu gehen und größere Menschenansammlungen – etwa an U-Bahn-Haltestellen oder in Stadionnähe – zu meiden. Zur Begründung sagte er: „Was wir nicht wissen – wenn wir von der Ernsthaftigkeit ausgehen – ist, was diese potenziellen Attentäter dann ersatzweise planen.“ Die konkreten Anschlagshinweise hätten sich allerdings nur auf das Stadion bezogen.

An einigen Haltestellen in der Innenstadt hielten die Bahnen nicht mehr. Dies sei auf Wunsch der Polizei angeordnet worden, sagte ein Sprecher der Nahverkehrsbetriebe. Auch der Hauptbahnhof in Hannover wurde am Abend teilweise gesperrt. Dort entdeckte die Polizei ein verdächtiges Paket. Bei dem Gegenstand in einem IC handelte es sich nach Angaben der Bundespolizei um „mindestens eine Attrappe, wenn nicht mehr“. Auf dem Röntgenbild seien deutlich Drähte, Platinen und ein Handy zu sehen gewesen. Es bestehe aber keine Gefahr mehr.

Anm. d. Red.: Dieser Artikel wurde editiert am 31.3.2016.

Lesen Sie dazu auch:

Viele Fragen, wenig Antworten: Grund für Absage des Fußball-Länderspiels in Hannover beschäftigt die Öffentlichkeit

Auch interessant

Kommentare