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Niedersächsische Schulpsychologen fordern mehr Stellen

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Hannover - Was die Versorgung mit Schulpsychologen angeht, ist Niedersachsen Schlusslicht im Ländervergleich. Das Kultusministerium hat die Stellen moderat aufgestockt - nicht genug, meinen die Berufsverbände.

Angesichts neuer Aufgabenfelder fühlen sich die niedersächsischen Schulpsychologen zunehmend überlastet. So ist beispielsweise die Krisen- und Notfallberatung etwa bei Amokdrohungen oder Unfällen hinzugekommen. Auch der gemeinsame Unterricht von Kindern mit und ohne Behinderung zieht mehr Arbeit nach sich. „Wenn ich alle Schüler inklusiv beschule, habe ich auch mehr Stress in der Schule“, sagte Bernd Deseniß, niedersächsischer Landesbeauftragter für Schulpsychologie im Bundesverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) der Deutschen Presse-Agentur.

In keinem anderen Bundesland muss ein Schulpsychologe so viele Jungen und Mädchen betreuen wie in Niedersachsen. Daher plädieren die Berufsverbände für eine Aufstockung der Stellen. Auf 16 118 niedersächsische Schüler kam zum Schuljahr 2013/2014 statistisch gesehen ein Schulpsychologe, wie der BDP im November mitteilte. Im Bundesdurchschnitt sind es 8617 Schüler, die von der Kultusministerkonferenz empfohlene Mindestversorgung liegt bei 5000 Schülern.

Das Kultusministerium in Hannover verweist darauf, dass mit dem Stellenaufbau begonnen wurde. Demnach standen im Haushaltsplan 2014 84 Planstellen für Diplompsychologen zur Verfügung, für 2015 wurden 91 Stellen ausgewiesen. Diese sind bei der Landesschulbehörde angesiedelt. Nach einem von der Bildungsgewerkschaft GEW in Auftrag gegebenen Gutachten aus dem Jahr 2010 wären 250 Schulpsychologen für Niedersachsen angemessen.

Die Schulpsychologen betreuen Schulen in mehreren Landkreisen. Besonders auf dem Land sind die weiten Anfahrtswege problematisch. „Einen Großteil der Zeit verbringen viele der Kollegen auf der Straße“, sagte Friederike Duhse, Vorsitzende des Verbandes der niedersächsischen Schulpsychologen, die im Raum Braunschweig tätig ist.

Lernprobleme, Mobbing, Prüfungsangst - jedes fünfte Kind zwischen 7 und 17 Jahren entwickelt einer Studie des Robert-Koch-Instituts zufolge psychische Auffälligkeiten. Mehr als 250 Schulen haben bereits Mobbing-Interventions-Teams, die Nachfrage nach dieser Fortbildung bei der Landesschulbehörde ist ungebrochen groß. Hintergrund ist nach Duhses Einschätzung nicht die größere Zahl an Schülern mit psychischen Problemen. „Die Gesellschaft schaut insgesamt mehr darauf, welche Unterstützung Kinder und Jugendlichen benötigen.“

dpa

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