Hebammen sollen Flüchtlingsfamilien im Alltag helfen

Hannover - Wie versorge ich mein Kind, wie funktioniert das deutsche Gesundheitssystem oder wo finde ich Hilfe, wenn etwas nicht in Ordnung ist. All diesen Fragen und noch vielen mehr sind Flüchtlingsfamilien ausgeliefert.
Familienhebammen sollen in Niedersachsen den tausenden Flüchtlingsfamilien mit kleinen Kindern in praktischen und sozialen Fragen des Alltags zur Seite stehen. Dafür setzt sich die Stiftung „Eine Chance für Kinder“ in Niedersachsen ein, die am Donnerstag um Unterstützer für das landesweite Hilfsprojekt geworben hat. Mindestens 3000 Flüchtlingsfamilien bräuchten diese Hilfe von ausgebildeten Fachkräften, sagte der Stiftungsvorsitzende Adolf Windorfer. Seit dem letzten Jahr gibt es schon Familienhebammen als Ansprechpartnerinnen in einer Aufnahmeeinrichtung in Weetzen und in einem sogenannten Müttercafé in Ronnenberg.
Auch Angela Knopf ist seit mehreren Jahren Familienhebamme und kümmert sich vorrangig um ausländische Familien mit Problemen. Sie arbeitet zudem in einem der Flüchtlingsheime und hilft bei Fragen zur Pflege, Ernährung oder auch bei Arztterminen. Für den Besuch bei den Flüchtlingen sind jedoch nur zwei Stunden eingeplant. „Ich arbeite gerne in diesem Bereich, aber die Zeit reicht einfach nicht aus.“ Adolf Windorfer ist sich sicher, dass die Finanzierung des Projektes eine Investition in die Zukunft ist: „Was wir heute nicht finanzieren, fällt um das Zehnfache auf uns zurück.“ Damit dieses Projekt mit den „Frühe Hilfen“ nicht zu Lasten der bisherigen Familienarbeit geht, ist zusätzliches Geld notwendig. Dafür müssten nach Angaben der Stiftung etwa 4,32 Millionen Euro pro Jahr gestellt werden. „Es ist ganz egal, ob das Geld von den Kommunen, dem Land oder dem Bund kommt, aber es muss erkannt werden, dass zusätzliches Geld gebraucht wird“, sagte der Vorsitzende.
Die Stiftung stellte am Donnerstag zugleich ihre Jahresbilanz für 2014 vor. Im Ganzen betreuten 115 Hebammen in 22 niedersächsischen Kommunen insgesamt 1560 Familien und 5,6 Prozent der Säuglinge. In 15,8 Prozent der Fälle konnten die anfangs beobachteten Probleme gelöst werden und in rund 60 Prozent kam es zu einer erheblichen Verbesserung.
dpa