Wichtige Verkehrsanbindung für den ländlichen Raum

Rahden - Die Bahnstrecken des „Sulinger Kreuzes“ liegen seit mehr als 15 Jahren brach. Das „Aktionsbündnis Eisenbahnstrecke Bassum – Bünde“ (AEBB) setzt sich deshalb dafür ein, wieder eine Anbindung an die Hauptverkehrsadern zu schaffen und somit den ländlichen Raum am Schienenverkehr teilhaben zu lassen. Am Montagabend kamen Mitglieder des AEBB mit SPD-Politikern aus Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen zusammen, um über ein Konzept nachzudenken, wie man auf politischer Ebene zusammenarbeiten könnte.
Als „Sulinger Kreuz“ bezeichnet man die zwei eingleisigen Nebenstrecken, die sich in Sulingen kreuzen. Eine führt von Diep-holz nach Nienburg, die zweite von Bassum über Rahden nach Bünde. Das Ziel des AEBB ist es, diese Strecken zu reaktivieren und ein Angebot für den Personennahverkehr sowie im weiteren Verlauf für den regionalen Güterverkehr zu schaffen.
„Was auf den Straßen los ist, könnte auch auf die Gleise gepackt werden“, äußerte sich Joachim Oltmann, SPD-Landtagskandidat für den Wahlkreis 42 Diepholz, in Bezug auf den Güterverkehr. Für einige weltweit agierende Firmen aus der Region würde dies erhebliche wirtschaftliche Vorteile bringen. Diese schwergewichtigen Unternehmen würden bereits entsprechende Maßnahmen fordern, berichtete Diplom-Ingenieur Bernd Vollmer, zweiter Vorsitzender des AEBB.
„Für den ländlichen Raum ist diese Verkehrsanbindung sehr wichtig“, unterstrich Ernst-Wilhelm Rahe, Landtagsabgeordneter für den Wahlkreis Minden-Lübbecke I. „Was NRW machen konnte, wurde getan – jetzt ist Niedersachsen an der Reihe“, so Rahe weiter. Hier bestehe noch „Nachholbedarf“, betonte Vollmer. Der Meinung Rahes stimmte Joachim Oltmann zu: „Die Strecke ist eine Chance für die Region.“ Auch Bassums stellvertretende Bürgermeisterin und Landtagskandidatin Luzia Moldenhauer (SPD) stimmte in den Tenor ein: „Wenn wir die Menschen im ländlichen Raum halten wollen, müssen wir gegensteuern. Wenn die Möglichkeiten erstmal da sind, werden sie auch genutzt.“
„Die Nord-Süd-Verbindung ist verloren gegangen“, bedauert Bernd Vollmer. Seine Vision als Bielefelder sei es, der ländlichen Region ein „i-Tüpfelchen“ aufzusetzen und die Städte im Norden bekannt zu machen. Ein weiteres Manko sieht Vollmer auch auf der Strecke Bünde – Rahden. „Dort ist kein Spätverkehr vorhanden und insbesondere am Wochenende wäre dieser wichtig“, so der Diplom-Ingenieur.
Als Beispiel für eine gelungene Reaktivierung führten die engagierten Mitglieder des Aktionsbündnisses die Verbindung zwischen Rahden und Bielefeld an. „Wer hätte vor 25 Jahren gedacht, dass die Strecke so gut läuft“, bemerkte Rahe. Außerdem wolle man auf der zu reaktivierenden Strecke keine großen Züge füllen, sondern mit kleinen Waggons zeigen, dass auf der Strecke viel los ist, informierte Oltmann.
Die Kosten für die Reaktivierungsmaßnahmen der Eisenbahnstrecke könnten lediglich geschätzt werden, teilten die Vorsitzenden des AEBB, Matthias Huck und Bernd Vollmer, den Landtagskandidaten mit. Genaue Zahlen geben sie hierbei nicht bekannt. Die Länder würden derzeit an einer neuen Regelung für die Finanzierung ohne Regionalisierungsmittel arbeiten: Die Zuschüsse für Bahnstrecken werden 2014 neu verteilt. Bisher habe die zuständige Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) eine Bewilligung für den nötigen Millionenbetrag abgelehnt.
Als Erfolg sehen die Mitglieder des Aktionsbündnisses die Abwendung der so genannten Südschleife, die eine zukünftige Nutzung der Strecke unmöglich gemacht hätte, da der Sulinger Bahnhof vom Netz abgekoppelt worden wäre. Jetzt setze sich jedoch die Deutsche Bahn AG für den Bau dieser Querspange ein. Dahinter vermutet Vollmer einen Widerstand des Unternehmens. „Die Bahn würde ihre Monopolstellung an die Privatbahnen verlieren“, erklärt Vollmer. Gemeinsam mit der Rhein-Sieg-Bahn (RSE) geht das AEBB nun rechtlich gegen dieses Vorhaben vor.
Sich nicht vom ersten Eindruck täuschen lassen, ist laut Bernd Vollmer die Devise der Eisenbahnaktivisten. „Die Gleise werden von der Vegetation befreit und einige Teilstücke müssen erneuert werden“, informierte er über die weiteren Vorhaben, wenn die Genehmigungen vorliegen. Die Gleise seien ansonsten, ohne einen „großen Aufwand zu betreiben, mit 60 Stundenkilometern durchaus befahrbar · abo