Baumfee und Nacktschnecke regen die Fantasie an

Oppenwehe - Von Katharina Schmidt. In der Natur gibt es viel zu entdecken, man muss nur genau hinschauen. Dazu regt das Kinderbuch „Die Baumfee“ von Sabine Wittemeier an. Vor nicht allzu langer Zeit hat die Oppenweherin das Werk im Selbstverlag veröffentlicht. Mittlerweile ist es ihr gelungen, einen Verlag für ihr Buch zu gewinnen – und die nächste Geschichte aus der Feder der 35-Jährigen ist bereits in Arbeit.
„Die Baumfee“ ist kein gewöhnliches Kinderbuch. Wer es zum ersten Mal aufschlägt, sieht keine bunten Seiten. Alles ist schwarz-weiß und unvollständig. Denn das Colorieren und Gestalten, das sollen die Leser selbst übernehmen. Erst ergänzte Worte, Zeichnungen und aufgeklebte Blätter komplettieren die Geschichte um den kleinen Baum Jockel, der sich Sorgen um seine Eltern macht. „Am Ende hat niemand das gleiche Buch wie man selber“, beschreibt Wittemeier. Der Kreativität seien keine Grenzen gesetzt. „Einfach mal ausprobieren“, ermutigt sie.
Wittemeier hatte sich „Die Baumfee“ während ihrer Ausbildung zur Erzieherin ausgedacht, im Rahmen einer Aufgabe an der Berufsschule. Dann lag die Idee lange in einer Schublade. Mehr als zehn Jahre lang haderte Wittemeier mit sich, bis sie die Geschichte im Selbstverlag veröffentlichte. Das Werk kam gut an – und so keimte der Wunsch, „Die Baumfee“ auch außerhalb der Heimat leichter vertreiben zu können.
Ein richtiger Verlag musste her. Doch den zu finden, war gar nicht so leicht. Wittemeier schrieb einige an. Erfolglos. Anfang 2015 ist die Autorin dann bei Facebook über die Nachricht von dem noch jungen Elvea-Verlag gestolpert, der Kinderbuchautoren suchte. Die Chemie stimmte. Erst hatte der Verlag zwar Bedenken, weil die Seiten der „Baumfee“ sehr dick sein müssen, um Kleber, Filzstifte und Kinderhände auszuhalten. Aber die Idee, Blatt für Blatt ein eigenes Buch zu gestalten, überzeugte den Verlag. So bekam Wittemeier ihren ersten Autorenvertrag. Seit wenigen Tagen ist das Buch mit einem neu gestaltenen, deutlich farbenfroheren Cover erhältlich.

Wittemeiers Verbindung zur Natur kommt nicht von ungefähr. Ihre Großeltern besaßen einen landwirtschaftlichen Betrieb. Oft draußen zu spielen, war für sie selbstverständlich. „Ich weiß nicht, wie oft ich in Matsch-Löchern stand“, erinnert sich Wittemeier an ihre Kindheit. Heute hat sie selbst zwei Kinder, mit denen sie gerne im Wald auf Entdeckungstouren geht.
So verwundert es nicht, dass sich auch Wittemeiers zweites Werk, an dem sie derzeit arbeitet, um Tiere und Pflanzen dreht. Es handelt von der Nacktschnecke „Justus Schneck“, die einen Freund sucht.
„Die Schnecke habe ich schon als Kind gemalt“, erzählt Sabine Wittemeier. In ihrem zweiten Buch tauchen Tiere auf, die viele Menschen eklig finden wie Spinnen, Regenwürmer, Raupen oder Kellerasseln. Laut Wittemeier soll „Justus Schneck“ anregen, den Blick umzulenken. „Sind Spinnen wirklich eklig?“, stellt sie infrage. Schon bei ihrem ersten Buch habe sie Lerneffekte beobachtet: So hätten manche jungen Leser im Wald nicht mehr nur Bäume gesehen, sondern Birken und Buchen.
Die Geschichte um die Schnecke regt wieder dazu an, Wörter einzufügen oder Seiten zu gestalten. Passend zu ihrem Konzept verkauft Wittemeier ihre Bücher unter dem Titel „Lendrick“. Die Anfangsbuchstaben der Wortschöpfung stehen für folgenden Satz: „Es ist lehrreich, erfordert viel Eigeninitiative, ist naturnah und die Darstellung in schwarz-weiß lässt viel Raum für Individualität und Kreativität“, erklärt die 35-Jährige.
„Die Baumfee“ und „Justus Schneck“ haben Wittemeiers Leben verändert. Nicht nur, dass sie nun Kinderbuchautorin ist. Durch die Arbeit an den Büchern hat sie ihre Leidenschaft fürs Formatieren und Gestalten gefunden und zu ihrem Beruf gemacht: Mittlerweile arbeitet sie als Screendesignerin.
Schreiben will sie nebenher weiterhin – denn die Ideen sind ihr, so sagt sie, definitiv noch nicht ausgegangen.
Das Buch „Die Baumfee“, ISBN-13: 978-3945600924 ist für zwölf Euro erhältlich in bei Sabine Wittemeier, Buchläden oder online unter www.lendrick-buch.de.