Ein Gewinn für Rahden und die gesamte Region

Rahden - Die Anbindung Rahdens an den Norden über die Schiene ist ein Ziel, dass das Aktionsbündnis Eisenbahnstrecke Bassum – Bünde (AEBB) schon seit vielen Jahren verfolgt. Während das Bündnis auf niedersächsischer Seite schon einige Erfolge vorzuweisen hat, tat sich im Kreis Minden-Lübbecke bislang wenig. Jetzt haben sich Bündnis 90/Die Grünen in die Bemühungen des AEBB zur Reaktivierung der Eisenbahnlinie für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) eingeschaltet.
Am Donnerstag diskutierten Vertreter der Minden-Lübbecker Grünen mit Parteikollegen aus Niedersachsen und Vertretern des Aktionsbündnisses über Möglichkeiten und Chancen der Bahnstrecke Rahden – Bassum – Bremen. Am Ende des Gesprächs stand die Überzeugung, dass eine Reaktivierung für den ÖPNV ein großer Gewinn für Rahden und die Region wäre. Mit einer Fahrtzeit von einer guten Stunde wäre Bremen im Norden dann ebenso leicht erreichbar wie Bielefeld im Süden.
Gerade jungen Menschen böte eine Bahnverbindung in die Hansestadt die Möglichkeit, im Norden zu studieren und dennoch im Mühlenkreis zu wohnen, spielt Cornelia Schmelzer, Grünen-Fraktionssprecherin im Kreistag, auf die rückläufigen Bevölkerungszahlen an. Diese Menschen würden dann vielleicht auch nach ihrer Ausbildung in der Region bleiben.
Doch bevor ein geregelter Bahnverkehr von Rahden über das Sulinger Kreuz und Bassum nach Bremen Realität werden kann, muss noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden. „Wir wissen, dass es ein sehr langer Weg ist, aber wir sehen es als historischen Auftrag an, das Tor zur Welt über Bremen für Rahden anzustreben“, bekräftigt die Bundestagsabgeordnete Ute Koczy. Erstes Ziel müsse es sein, die Befahrbarkeit der Strecke – zunächst für den Freizeitverkehr – zu sichern. Im Mühlenkreis ist das durch die Nutzung als Draisinenstrecke zwischen Rahden und Ströhen bereits erreicht.
Die angestrebte Anbindung an den ÖPNV ist nicht zuletzt eine Frage des Geldes. Die rot-grüne Koalition in Niedersachsen berate derzeit über einen Beschluss, ab 2015 im Rahmen der Gemeindeverkehrsfinanzierung nur noch 40 Prozent der Mittel für die Straße bereit stellen und 60 Prozent für die Schiene, der sicherlich in Kürze verabschiedet werde, erklärt Sebastian Beers, persönlicher Referent der verkehrspolitischen Sprecherin der Grünen im Landtag, Susanne Menge. Eine Umfrage habe ergeben, dass ein großes Interesse an Streckenreaktivierungen bestehe, so Beers. Dem wolle man mit der Prioritätenverschiebung Rechnung tragen. Bislang fließen nur 40 Prozent der Mittel in die Schiene.
Torsten Eggelmann, Bundestagskandidat der Grünen im Kreis Diepholz, bestätigt den gestiegenen Bedarf. „Wir stellen fest, dass Bürger immer mehr gezwungen sind, Richtung Bremen zu pendeln. Das findet vielfach auf der Straße statt und kann nicht in grünem Sinne sein.“ Bremen müsse auch aus der Sulinger Region in einer annehmbaren Zeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sein. Der AEBB ist darum bestrebt, die Inbetriebnahme der Bahnstrecke Sulingen – Bassum schnellstmöglichst zu verwirklichen. Erste Sonderfahrten habe man bereits durchgeführt, berichtet AEBB-Vorsitzender Matthias Huck.
An Nordrhein-Westfalen sollen die Bemühungen nicht scheitern, versichert Gerhard Joksch vom Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe. „Wir verfolgen das Projekt mit großer Sympathie.“ Die NRW-Landesregierung werde ihren Teil zur Reaktivierung der Strecke Rahden – Bassum beitragen, ist Joksch überzeugt. · mer