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Kriminalroman entsteht aufgrund einer Wette

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Klaus Jarchow präsentiert stolz seinen ersten Roman. Er heißt „Wut & Boden“ und spielt im Allertal.
Klaus Jarchow präsentiert stolz seinen ersten Roman. Er heißt „Wut & Boden“ und spielt im Allertal. © Schmidtke

Hedern - Bisher hat der Hederner Werbetexter Klaus Jarchow wissenschaftliche Bücher verfasst. Nun veröffentlicht der 62-Jährige Anfang September seinen ersten Roman. Im Interview verrät er, wovon die Lektüre handelt, warum er sie geschrieben hat und was er von der heutigen Landwirtschaft hält.

Worum geht es in dem Buch „Wut & Boden“?

Jarchow: Es geht im Kern um die Folgen der industriellen Landwirtschaft. Damit das doch recht trockene Thema lesbar wird, habe ich es in den Rahmen eines Kriminalromans verpackt. Kommissar Karshüsing ermittelt und am Ende gibt es insgesamt fünf Tote.

Der Roman ist aus einer Wette heraus entstanden. Wie kam es dazu?

Jarchow: Wir saßen mit der Nachbarschaft zusammen. Unter anderem war Wilfried Köhler, Tischler und Bestattungsunternehmer, dabei. Er plauderte aus dem Nähkästchen und schilderte, wie er und andere Helfer eine Wasserleiche bei Bosse bargen und wie sie versuchten, diese aus dem Wasser zu ziehen. Da erklärte ich, das wäre ein guter Anfang für einen Roman. Wilfried erwiderte: Den schreibst du ja doch nicht. Ich sagte: Wetten, dass ich das mache.

Was war der Wetteinsatz?

Jarchow: Ein Bücherregal.

Warum handelt das Buch von der Landwirtschaft?

Jarchow: Weil ich in Hedern inmitten von Landwirten wohne. Meine Frau ist zudem Vorsitzende des Dorfvereins. Bei allen Treffen, ob es nun auf dem Erntefest oder am Osterfeuer ist, kommt man ins Gespräch. Bei einigen Unterhaltungen fiel mir auf, dass die Bauernschaft gar nicht so geschlossen ist, wie es vom Bauernverband immer dargestellt wird.

Inwieweit ist Ihnen das aufgefallen?

Jarchow: Es gibt hier einen großen Konflikt zwischen den Biogasunternehmern und den Landwirten, die Gerste und Kartoffeln anbauen. Es geht um etwas, dass die Landwirte als Landraub wahrnehmen, weil im Gegensatz zu ihnen die Energiewirte sehr viel höhere Pachtpreise bezahlen können. Oftmals rentiert es sich für die Landwirte nicht mehr, bei diesem harten Rennen noch mitzubieten.

Warum interessiert Sie das Thema Agrikultur?

Jarchow: Zum einen bin ich bei Bremerhaven in einem Dorf aufgewachsen, zum anderen wohne ich jetzt in einem. Daher bekomme ich auch den Biogaskrieg mit, der in Bosse tobt. Natürlich ist das für mich interessant. Zudem wollte ich ein Buch für die Leute, die hier wohnen, schreiben. Auch, wenn ich natürlich weiß, dass ich mir damit großen Ärger einhandel.

Warum handeln Sie sich großen Ärger ein?

Jarchow: Nun ja, es herrscht im Heidekreis die Tendenz, über viele Sachen den Mantel des Schweigens zu legen.

Was läuft in der heutigen Landwirtschaft falsch?

Jarchow: Vor allem die Förderung. Das Bauerntum streicht jährlich 40 Prozent des EU-Etats ein und produziert dafür einen verschwindend geringen Anteil des europäischen Sozialproduktes. Dafür stellen die Landwirte ein bisschen zu wenig auf die Beine. Zudem gibt es in dem Bereich kaum Arbeitsplätze, weil alles maschinell abläuft. Auch findet zwischen den Bauern ein großer Verdrängungswettbewerb statt. Wer nicht wachsen kann, muss oftmals weichen.

Landwirtschaft damals oder heute – Welche Form war besser?

Jarchow: Damals wurde mehr auf die Zukunft geschaut, damit die nächsten Generationen auch leben können. Heute wird der Boden hingegen ziemlich rücksichtslos ausgebeutet, ohne auf die Konsequenzen zu schauen.

Inwieweit spricht der Roman auch Menschen an, die mit Landwirtschaft nichts am Hut haben?

Jarchow: Das ist wie bei jedem Thema. Es gibt Leute, die mit Banken nichts anfangen können und trotzdem einen Roman lesen, der in diesem Milieu spielt. Insofern ist „Wut & Boden“ auch für Personen interessant, die sich ansonsten nicht mit dem Thema Landwirtschaft beschäftigen. Zudem ist die Diskussion um Massentierhaltung und Vermaisung inzwischen in fast allen Bevölkerungskreisen angekommen.

Was wollen Sie mit dem Buch erreichen?

Jarchow: Die Wette gewinnen. (lacht)

Was macht mehr Spaß: Sachbücher oder Romane?

Jarchow: Das ist mein erster Roman. Es hat mir sehr viel Spaß bereitet, ihn zu verfassen. Weil man irgendwann nur noch schreibt. Die Figuren fangen von selbst an zu leben. Man muss nur noch tippen. Das nennen viele Schriftsteller „Flow“.

as

VERLOSUNG:

Die Verdener Aller-Zeitung verlost zwei Mal den Roman „Wut & Boden“, der am 1. September im Bremer Port-au-Print-Verlag erscheint. Sie müssen nur bis Mittwoch, 26. August, eine E-Mail mit dem Betreff „Landwirt“ an redaktion.verden@kreiszeitung.de schicken. Wichtig! Geben Sie Ihren Namen, Ihre Telefonnummer und Ihre Adresse an. Die Gewinner werden ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

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