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Spielende Fuchswelpen vor ihrem Bau sind nicht ohne Grund ein seltener Anblick

Diepholz - Fuchswelpen, die unbekümmert vor ihrem Bau spielen – nicht ohne Grund sind sie ein seltener Anblick: Sie stehen das ganze Jahr über auf dem Abschussplan der Jäger. Sehr zum Leidwesen von Jagdgegnern und anderen Engagierten.

„Es kann niemals einen Sinn ergeben, ein neugeborenes Leben zu zerstören“, empört sich Johann Beuke aus Twistringen, stellvertretender Vorsitzender des Ökologischen Jagdvereins Niedersachsen und Bremen.

Hans-Dieter Leußner (Ausbilder an der Jagdschule Grafschaft Diepholz) sieht das anders: „Es ist eine der Aufgaben der Jäger, den Fuchs und auch Jungfüchse zu bejagen.“ Denn als Allesfresser würden sie erbeuten, was ihnen vor die Schnauze laufe. Anders gesagt: Gefährdete Arten wie Bodenbrüter und Niederwild (zum Beispiel Feldhasen) stünden auf seinem Speiseplan. Um diese Arten zu schützen, müsse man die Populationszahlen der Füchse reduzieren.

Beuke widerspricht dieser Argumentation: Für den Rückgang von Kiebitz, Rebhuhn, Fasan und Niederwild seien ganz andere Faktoren die Hauptursache: „Diese Arten sind Opfer der extensiven Landwirtschaft, die den Lebensraum der Tiere verändert.“ Auch der Jäger trage zu diesem veränderten Lebensraum seien Teil bei. Die Natur habe sich darauf eingestellt, dass Prädatoren, also Beutegreifer wie der Fuchs, Jungtiere reißen. Treibjäger allerdings kämen in ihrem Plan nicht vor.

Hans-Dieter Leußner dagegen sieht den Jäger als adäquaten Stellvertreter für die Großraubtiere, die es in der heutigen Kulturlandwirtschaft nicht mehr gibt. Seine Aufgabe sei es, das Gleichgewicht zu bewahren: „Der Jäger schießt nicht einfach irgendwelche Tiere tot.“ Genau wie besagte Großraubtiere es tun würden, müsse er deshalb vor allem junge und unerfahrene Tiere erlegen. Zumindest lehrt Leußner das an der Jagdschule Diepholz.

Dass das in der Praxis umgesetzt wird, glaubt Johann Beuke nicht: „Vielen Jägern der konservativen Jägerschaft geht es nur um Trophäen. Den Fuchs sehen sie ausschließlich als Beutekonkurrenten.“ Genau deshalb bezweifelt Beuke die Notwendigkeit der Fuchsjagd: „Der Fuchs ist ein normaler Mitbewohner des Waldes und seit tausenden von Jahren Teil des Systems ‚Fressen und Gefressen werden.‘ In unserem Gebiet ist es nicht sinnvoll, den Fuchs zu jagen, nur damit der Jäger mehr Niederwild in seinem Revier hat, das er jagen kann.“

Ulrich Voigt, Diplom-Biologe am Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung in Hannover, sieht eine Nicht-Bejagung des Fuchses allerdings kritisch: „Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Prädatoren, also Beutegreifer wie der Fuchs, Schaden anrichten können. Wenn man bedrohte Arten schützen will, muss man alle Register ziehen.“ Nur die Rahmenbedingungen für sie zu verbessern, das reiche nicht: „Das Erlegen von Fuchswelpen ist wohl eine der effizientesten Methoden, um Fuchsbestände in den Griff zu bekommen.“ Allerdings stelle sich die ethische Frage, ob man eine Tierart reduzieren dürfe, um eine andere zu schützen.

Doch nicht allein die Fuchs-Jagd sorgt für Kontroversen, sondern auch das „wie“ ist umstritten. „Fuchswelpen werden entweder mit Fallen erlegt oder vom Ansitz aus erschossen“, erklärt Hans-Dieter Leußner. Seinen Hund in den Bau zu schicken, um die Welpen und die Fuchsmutter zu „zerfleischen“, sei in Jägerkreisen „verpönt“. Was aber nicht ausschließt, dass es Jäger gibt, die genau das tun – zumindest ist das in einschlägigen Internet-Foren nachzulesen.

Einig sind sich alle Beteiligten darin, dass ein korrektes Wildtiermanagement im Zentrum des Interesses stehen sollte. Allerdings müssten die Jäger dabei „ihr Denken reformieren und vom Naturnutzungsgedanken weg zum Naturschutzgedanken gelangen“, meint Johann Beuke, während Hans-Dieter Leußner sagt: „Auch wir Jäger wollen uns an der Natur erfreuen. Leute, die gegen die Jagd sind, sollten sich erst einmal mit ihr beschäftigen.“

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