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Musik mit dem Frühstücksbrettchen

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Frühstücksbrettchen als Instrumente? Läuft. Die drei Mitglieder des „Frantic Percussion Ensemble“ beeindruckten das Publikum im Vorwerk mit „Music de table“ Thierry de Mey nachhaltig.
Frühstücksbrettchen als Instrumente? Läuft. Die drei Mitglieder des „Frantic Percussion Ensemble“ beeindruckten das Publikum im Vorwerk mit „Music de table“ Thierry de Mey nachhaltig. © Ehlers

Syke - Von Dagmar Voss. Trommeln kann ganz anders sein und viel mehr, als man es sich gemeinhin vorstellt – das bewies das Frantic Percussion Ensemble im Vorwerk im Rahmen der Musikreihe „novissima“.

Mit Werken zeitgenössischer Komponisten, mit ihrem ungewöhnlichen Spiel und einer Reihe von skurrilen Perkussionsinstrumenten begeisterten Daniel Orthey, Simon und David Gutfleisch ihre Zuhörer.

„Sie sind wild und fanatisch, wenn man ihren Bandnamen übersetzt“, erklärte Nils-Arne Kässens vom Vorwerk in seiner Begrüßung. Die Einladung an diese jungen Musiker war schon herausgegangen, als sie noch unbekannt waren. Jetzt ist der Name der Lüneburger weltweit bekannt, da sie für den Soundtrack des oscar-verdächtigen Di-Caprio-Film „The Revenant“ getrommelt haben.

Neben dem klassischen Instrumentarium aus großen und kleinen Trommeln und Becken griff das Trio zu klatschenden Händen, Schlegeln oder Stöckchen und Blumentöpfen, Kuhglocken und Geigenbögen, Frühstücksbrettchen und Limettensaftflaschen.

Bis hin zum gesamten Körpereinsatz und gesprochenen Texten oder Wortfetzen ging ihr Konzert; übrigens eine Premiere für sie, denn die ausgewählten acht verschiedenen Komponisten hatten sie vorher noch nicht öffentlich gespielt.

Den Auftakt machten Daniel Orthey und Simon Gutfleisch mit der geklatschten „Clapping music“ von Steve Reich, wobei zwölf Töne durch verschiedene Rhythmusmuster variiert wurden. Bunt wurde es beim Solo „The Egypt“ von Daniel Peter Biro. David Gutfleisch erklärte, dass der Komponist dazu ein frei wählbares Instrumentarium empfohlen habe – also hatte sich der Novissma-Preisträger von 2010 ein Sammelsurium zusammengestellt aus besagten „Instrumenten“. Dazu erklangen Silben und Sprachfetzen in Deutsch, Ungarisch, Hebräisch und Englisch und Fantasielauten. Ein Sprachenwirrwarr von babylonischen Ausmaßen.

Dass sogar vier Blumentöpfe eine breite Klangvielfalt bieten konnte, hätte man sich so nicht vorstellen können. Den Beweis lieferte das Solo „To the Earth“. Ähnlich das „China Dragon“, das nur mit einem Becken intoniert wurde.

Langanhaltenden Applaus erntete das Stück „Music de table“ des Belgiers Thierry de Mey. Da bewiesen die drei Musiker Leidenschaft, die sie mit sechs Händen auf Holzbrettern umsetzten. Streichen, Klopfen und Wischen mit Fingern, Knöcheln, Handkanten und Handflächen erklang und verwunderte die Zuhörer im Vorwerk.

Ein würdevoller Abschluss – vor den Zugaben – gelang dem Trio mit dem „Amadeu Antonio Kiowa“ vom Winsener Matthias Kaul. Eine Improvisationsvorlage zum Gedenken an eines der ersten Todesopfer rechtsradikaler Gewalt, das vor 26 Jahren von Neonazis durch Eberswalde getrieben worden war.

Bei seiner Zugabe „Destructing Ikea“ zerschlug das Ensemble zwar weiße Porzellanteller, erntete aber noch einmal viel Beifall.

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