„Ehrliche Haut mit eigenwilligem Charakter“

Sulingen - „Wir werden uns klare Ziele setzen, um unsere Stadt gemeinsam weiter nach vorn zu bringen“: Dieses Ziel formulierte Bürgermeister Dirk Rauschkolb beim Neujahrsempfang in der Alten Bürgermeisterei.
In seinem „Impulsreferat“ – angeregt durch den gut gemeinten Ratschlag des Gastes einer Stadtratssitzung, die positive Außendarstellung der Stadt im Auge zu behalten – beleuchtete der Hauptverwaltungsbeamte die „Kraft des positiven Denkens“. Wichtig sei, ein positives Bewusstsein für die Stadt, ihre Einrichtungen und Bürger zu entwickeln, sich ihrer Stärken bewusst zu sein und sich mit ihrem Leitbild zu identifizieren. Der „gemeine Sulinger“ zeichne sich hin und wieder dadurch aus, die Stadt eher kritisch zu sehen und gute Ansätze auszublenden – ob am Stammtisch, im Verein oder bei Facebook, stellte Rauschkolb fest.
„Unsere Stadt ist eine ehrliche Haut mit eigenwilligem Charakter, die mitunter dazu neigt, ihr Licht unter den Scheffel zu stellen,“ bescheinigte er Sulingen in seiner Gesamtbetrachtung. Gefragt sei ein gesunder Optimismus. Falsch wäre es etwa, Pläne für die Klinik Sulingen als zukunftsfähig hinzunehmen, ohne die Konsequenzen zu thematisieren. Rauschkolb: „Würde ich sagen, dass das vom Mehrheitsgesellschafter vorgelegte Konzept den Bestand der Klinik in Sulingen für die Zukunft sichert, wäre das plattes positives Denken!“

Er erwarte die Umsetzung des vom Kreistag am 13. Juli gefassten Beschlusses, zwei gleichwertige Hauptstandorte zu erhalten; einer davon sollte Sulingen sein. Bei allem Optimismus sehe er bei einem alleinigen Verbleib der Orthopädie und der Inneren Medizin keine gesicherte Zukunft für die Klinik Sulingen. Rauschkolb setzt auf die Unterstützung des Kreistags in seinem klaren „Nein“ zu der geplanten Verlagerung der Unfallchirurgie nach Bassum. Die Stadt selbst werde den Erhalt der Sulinger Klinik mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln fördern. Bundestagsabgeordneter Axel Knoerig (CDU) beleuchtete in seinem Grußwort die allgemeine bundespolitische Lage insbesondere unter dem Aspekt der Flüchtlingsdebatte. Anschließend nahm er das Thema „Klinik Sulingen“ noch einmal auf – sein „wichtigstes des letzten Jahres“. Seiner Einschätzung nach brauche der Flächenlandkreis Diepholz drei Krankenhäuser und dafür werde er sich einsetzen. Leider seien der Politik Hände gebunden: „Wir haben uns das anders gedacht, aber der Gesellschafterbeschluss ersetzt das Primat des Kreistags.“
Sulingen sei insgesamt gesehen auf einem guten Weg, betonte Knoerig. Man müsse aber mit der rasanten technologischen Entwicklung Schritt halten, eine „smart-city“ Sulingen brauche darüber hinaus flexible, an der Arbeitswelt orientierte Öffnungszeiten von Geschäften und Ämtern und einen kundenorientierten öffentlichen Personennahverkehr.
Einen herzlichen Applaus verdiente sich der Sänger und Gitarrist Viktor Sirjanow alias „Vigo“, der die Veranstaltung mit Songs von Bob Dylan, Chet Atkins und Eddie Cochran sowie seiner Eigenkomposition „Painkillers“ musikalisch umrahmte.
mks