Stellwerk Nord als Museum?

Sulingen - Als Zielscheibe für Steinwürfe hatten in letzter Zeit Randalierer das Stellwerk Nord, ganz in der Nähe des Sulinger Bahnhofs, missbraucht. „Trotzdem ist die Mechanik im 1920 errichteten Gebäude noch intakt“, berichtet Detlev Block vom Vorstand des Vereins „Aktionsbündnis Eisenbahnstrecke Bassum–Bünde“ (AEBB). „Wir möchten uns in Zusammenarbeit mit der Stadt für den Erhalt dieses für den Landkreis Diepholz einmaligen Bauwerks engagieren, um es später vielleicht einmal als bahntechnisches Museum für nachfolgende Generationen zu sichern.“ Kein Lippenbekenntnis: Mitglieder des AEBB brachten am Sonnabend nicht nur den Bahnsteig für die vom Kreisverband Diepholz im Verkehrsclub Deutschland organisierten Sonderfahrten zum Sulinger Herbstfest am 4. Oktober (wir berichteten) in Schuss, sondern leisteten auch tatkräftig Erste Hilfe am Stellwerk, das sich in Eigentum der Stadt Sulingen befindet. „Mitglieder haben die Scherben beseitigt, die eingeworfenen Scheiben aus den Rahmen gelöst und, als Schutz bis zur Neuverglasung, die Fenster mit Sperrholzplatten verschlossen“, zählt Detlev Block auf, „zerbrochene Dachziegel, ebenfalls durch Steinwürfe beschädigt, wurden durch neue ersetzt, sodass der Regen keinen Schaden mehr anrichten kann.“
Nach Blocks Kenntnis gibt es im Landkreis lediglich noch ein weiteres Stellwerk, bei dem die Weichen rein mechanisch mit Hebeln über Seilzugsysteme gestellt werden – das an der Bahnschranke am Verkehrskreisel im Zuge der Langen Straße/Nienburger Straße in Sulingen, das noch immer von der Deutschen Bahn genutzt wird. „Nur auf das Stellwerk Nord, das sich in Eigentum der Stadt befindet, hätten wir Zugriff, um die Technik zu zeigen – und das würden wir gerne tun. Es gibt heute noch Fachleute, die das erklären können. Und bestimmt Leute, die sich dafür interessieren“, ist Block überzeugt. Sein Vorstandskollege Georg Esenwein stellt fest: „Die Bahn und damit auch das Stellwerk ist ein Teil des kulturellen Erbes der Stadt Sulingen und verdient es, erhalten und mit Leben erfüllt zu werden.“
Für die Arbeiten am Gebäude holte das AEBB die Erlaubnis der Stadt Sulingen ein. „Wir haben uns mit Bürgermeister Dirk Rauschkolb in Verbindung gesetzt, der unser Vorhaben, das Stellwerk Nord im Rahmen von Führungen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, im Verwaltungsausschuss vorgestellt hat. Es gab positive Signale“, formuliert es Detlev Block. Der Verein wolle sich nicht nur tatkräftig, sondern auch finanziell engagieren, zumindest in Vorleistung treten: „Die Stadt hat ja genug Anlagen zu unterhalten, und da steht diese sicher nicht an erster Stelle. Wir interessieren uns dafür, also wollen wir auch nicht auf der Matte stehen und Mittel fordern.“ Block kündigt an, dass das AEBB die Fensterscheiben zeitnah ersetzen will – „mit Drahtglas oder Sicherheitsglas.“