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Der Duft exotischer Gewürze weht durch die Mensa

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Die Besucher versammelten sich schnell um die vielen Töpfe in der KGS.
Die Besucher versammelten sich schnell um die vielen Töpfe in der KGS. © Ehlers

Brinkum - Von Angelika Kratz. Über dem ersten interkulturellen Tag der Begegnung lag am Sonnabend in der Mensa der KGS Brinkum nicht nur eine ansteckende Fröhlichkeit, sondern auch ein wunderbarer Duft. Der kam aus großen Töpfen, denn an vielen Tischen wurden landestypische Speisen angeboten. „Das ist wirklich lecker, aber was es ist, kann ich nicht sagen“, sagte der Brinkumer Pastor Detlef Korsen über seine kulinarische Reise mit Stationen in Somalia, Russland, Nepal, Afghanistan, Pakistan bis nach Syrien und Eritrea.

Der Kreuzkümmel in Begleitung anderer exotischer Gewürze wirkte als eine Art Gute-Laune-Aroma zwischen Alt und Jung, Deutschen und Flüchtlingen. „Das müssen Sie unbedingt mal probieren“, lauteten vielerorts Empfehlungen, sich auf ungewohnte kulinarische Abenteuer mit Bananenpfannkuchen und Curry einzulassen. Gekocht hatten auch Wakil Hussainzadela und seine Ehefrau Zarah Abdullahi. Bei dem gelernten Koch aus Afghanistan gab es Reis mit einer Fleischmischung und viel Gemüse. Bereits seit 15 Jahren lebt Hussainzadela in Deutschland.

Wer in die Mensa kam, brauchte erst einmal etwas Zeit, um sich im bunten Gewimmel zu orientieren. Die Caféteria war voll besetzt, und in einer Ecke nahmen viele der jüngsten Gäste am Betreuungsprogramm teil. In der Mensa selber hatte die Stuhrer Integrationsbeauftragte Fathma Atenhahn mit ihrem großen Helferteam ein tolles Programm auf die Beine gestellt, für das sie im Vorfeld Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern zusammengebracht hatte. Jedes Land, aus dem die einzelnen Flüchtlinge stammen, stellte sich auf einer Stellwand mit Landkarte, den politischen Entwicklungen und den oft jahrelangen Kriegen, aber auch wunderschönen Fotos kulturellen Erbes und ganz persönlichen Eindrücken vor.

Bereits draußen vor der Tür lud der Jugendtreff „No Moor“ zum kreativen Atelier mit Spraydosen ein. Auch drinnen malten die Besucher am Tisch der Kunstschule zum künftigen Kursthema „Colour your world“. Nur wenige Schritte weiter saßen strickende Frauen vom Mehrgenerationenhaus vor bunter Wolle.

Bürgermeister Niels Thomsen forderte in seinen Begrüßungsworten nicht nur alle Bürger auf, sich für ein buntes Stuhr einzubringen, er nahm sogar unter fachfraulicher Hilfe selber die Stricknadeln in die Hand. „Drei Maschen für Stuhr“, vermeldete schließlich Daniela Gräf, Leiterin des MGH. Die werden in der bunten Patchworkdecke sicherlich einen besonderen Platz einnehmen.

Während auf der Bühne der noch junge interkulturelle Chor und viele weitere Interpreten für die musikalische Unterhaltung sorgten, hatte Dorothee Bätjer die beiden jungen Frauen Hamda und Rahma aus Somalia entdeckt. Seit einigen Wochen hat die Neukrugerin für sie die Patenschaft übernommen.

Ehemann Bernd hilft zudem einem iranischen Ehepaar, das in der alten Schule in Heiligenrode untergebracht ist. Hamda sieht sich als 27-Jährige bereits als alte Frau und träumt davon, in Deutschland bleiben zu können und eventuell als Übersetzerin zu arbeiten. Rahma hat einen kleinen Sohn, den dreijährigen Sudaysi. Beide Frauen sollten wegen falscher ehelicher Verbindungen in Somalia durch den „Schabab“ gesteinigt werden. Dorothee Bätjer hilft ihnen nun in Deutschland durch die behördlichen Instanzen und versucht auch die längst fällige sprachliche Unterstützung zu leisten. „Was nützt ein Sprachkurs in Syke, wenn keiner aus Heiligenrode dort pünktlich um 9 Uhr erscheinen kann?“, fragte Bernd Bätjer und meinte damit die schlechten Verkehrsanbindungen.

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