Melange aus Blues und Ragtime

Lemförde - Von Christa Bechtel. „Am Abend eines heißen Tages in der kühlen Kirche Zuflucht suchen, Musik hören, entspannen, den Tag nochmal Revue passieren lassen.“ Mit diesen Worten begrüßte Pastor Eckhart Schätzel zum Abschluss des Gemeindefestes die Zuhörerschaft in der Martin-Luther-Kirche Lemförde, die in den folgenden zwei Stunden ein Konzert mit dem Trio „Kaffeehaus Blues Projekt“ aus Sulingen genießen konnte.
„Wir spielen sonst eigentlich nicht in Kirchen, aber hin und wieder schon“, bekannte Projektleiter Lutz Sauer, Gitarre/Gesang, zur Begrüßung. Zuvor hatte der Gitarrist mit Heide von der Zander, E-Kontrabass, sowie Karsten Walicewski, Schlagzeug/Waschbrett, den Konzertabend mit „Bitte Jesus, komm mit mir“ eröffnet. „Wir spielen Songs zwischen Blues, Ragtime und Liedermacher-Sachen“, verriet er nun. Sekunden später stimmte das Trio begeisternd „Kommt schon Jungs“ an, sodass die Füße der Besucher wippten, die Hände im Takt mitgingen – einfach der ganze Körper in Bewegung geriet. Bluesig wurde es im „Land unserer Träume“.
„Die Gitarre, die neben mir steht, habe ich vor etwa 20 Jahren gekauft. Die war so teuer, dass ich das Rauchen aufgab“, gestand Lutz Sauer, der charmant, mit Witz und sehr publikumswirksam die Moderation übernahm. Aber was passiert, wenn man das Rauchen aufgibt? Man wird „Fett, feist und schwabbelig“, kündigte er den nächsten Song an. Beim „Blues mit dem Blues“ kam erstmals dann die teure Resonator Gitarre zum Einsatz, die fantastisch zur Stimmung des Blues passt. „Die Tonerzeugung funktioniert nach dem Prinzip eines mechanischen Lautsprechers. Sie sind mal gebaut worden, weil sie akustisch sehr laut sind und wurden 1928 erfunden“, verdeutlichte der Projektleiter.
Mit „Unter Bäumen“ wurde das Auditorium in das Jahr 1978 nach Südfrankreich entführt und Sauer verriet mit seiner markanten Stimme „Ich hasse Smalltalk“. Sozialkritisch hat er sogar ein Stück der „B 214“ à la Route 66 gewidmet. Mit dem „Ragtime zur Untergrabung der Arbeitsmoral“, was allerdings für das Publikum zur „Akkordarbeit“ ausartete, ging´s in die Pause.
Da ihre Songs so gar nichts mit ‚Kaffeehausmusik‘ zu tun haben – wie ist der Name entstanden? „Um 2000 wollte meine Frau mit einer Freundin in Ruhe Kaffeeklatsch halten. Da wurde Geige gespielt, sodass jemand sagte: Das hört sich an wie Kaffeehausmusik.“ Und schon war der Name geboren. Sind das alles Eigenkompositionen? Sauer: „Die Texte zu 90 Prozent, die Kompositionen zu 70.“ Woher bekommt er seine Ideen? „Ich bin seit 30 Jahren verheiratet“, antwortet der Projektleiter lachend, der sich zum Ziel gesetzt hat: „Geistreiche Texte auf Blues zu schreiben.“
Dass Sauers Frau sozusagen seine „Muse“ ist, offenbarte er zu Beginn des zweiten Teils mit „Du hast den Schlüssel zu meinem Herzen“. Das älteste Stück in ihrem Repertoire ist die „Schöne Lehrerin“, in dem sich sogar ein Luther-Zitat versteckt. Da der Gitarrist gebürtig aus Bremen kommt, hat er Gesche Gottfried einen Blues gewidmet. Die galt als „Engel von Bremen“ bis bekannt wurde, dass sie eine Serienmörderin war. „Rally round the flag“ ist ein Marschlied der Nordstaaten aus dem amerikanischen Bürgerkrieg, das Sauer und Walicewski gemeinsam sangen. Welch durchschlagende Stimme der Schlagzeuger hat, bewies er einige Zeit später rockig mit „Elijah Rock“.
Doch zuvor konnten die Konzertbesucher mit „Alter Teddybär“ eine Melange aus Blues und Ragtime sowie den Anti-Nichtraucher Rag, den Sauer 2007 mit dem Beginn des Rauchverbots schrieb, genießen. Mit dem Gospel „John the revelator“ und „Ich bin das wert“ sollte das pulsierende Konzert, das einfach nur für Kurzweil gesorgt hatte, enden.
Doch das Trio erfüllte gerne den Wunsch nach Zugaben: Der „Schlechtwetterblues“ „Und tschuess“. Wer das außergewöhnliche Konzert mit handgemachter Musik vom Feinsten verpasst hat: Im Januar des kommenden Jahres tritt das musikalische Trio im Tuchmacherhaus in Diepholz auf.