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Intelligenter Europameister

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Foto: dpa
Im Finale der „Robo-Cup German Open“ in Magdeburg standen sich die Teams „B-Human“ und „Robo Eireann“ aus Irland gegenüber – ein ungleicher Schlagabtausch. Der Wettbewerb dient der Grundlagenforschung. ·

Bremen - Von Viviane Reineking - Sie sind zur Zeit einfach nicht zu schlagen, jetzt krönten sie ihre Leistungen mit dem Titel des Fußball-Europameisters. Bei den „German Open“ in Magdeburg haben die Bremer Roboter vom Team „B-Human“ ihre seit 49 Spielen andauernde Siegesserie fortgesetzt.

Nicht einmal 60 Zentimeter sind sie groß und bringen dabei nur rund 4,7 Kilogramm auf die Waage. Ein bisschen hölzern bewegen sie sich völlig selbstständig über das vier Meter mal sechs Meter große Spielfeld, während sie mit ihren Teammitgliedern kommunizieren. Nur jeweils zum Anstoß des Spiels greift ein externer Schiedsrichter-Rechner über W-LAN ein.

14 Teams aus sechs Nationen treten bei den „German Open“ gegeneinander an. In sechs Spielen versenkt das vier Roboter starke Team den Ball 55-Mal im richtigen Kasten, spielt erst 8:1 gegen ein Frankfurter Team, danach 9:0 gegen spanische Roboter und schießt dann zehn Tore gegen Mannschaften aus Rostock, Berlin und Dortmund. Erst im Finale treffen die Maschinen nur noch achtmal gegen das Team „Robo Eireann“ von der National University of Ireland in Maynooth.

Hinter „B-Human“ steckt ein studentisches Projekt der Informatik der Uni Bremen und des Forschungsbereichs „Cyber Physical Systems“ des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI). Das Team spielt in der Standard Platform League des „Robo-Cups“, der Meisterschaft im Roboterfußball. Die internationale Initiative fördert die Entwicklungen im Bereich der Robotik und Künstlichen Intelligenz. Das Ziel: Bis zum Jahr 2050 soll eine Mannschaft von autonomen, humanoiden Robotern in der Lage sein, den amtierenden menschlichen Fußballweltmeister zu schlagen. Um diesem Ziel näherzukommen, werden in verschiedenen Ligen unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt. In der Standard Platform League wird mit einheitlicher Hardware, dem Roboter „Nao“ eines französischen Herstellers, gespielt. Hier geht es also darum, die Software, die Künstliche Intelligenz, weiterzuentwickeln.

Nur einmal landet der Ball im eigenen Netz. Die runde Kugel ins Tor des Gegners zu befördern, war laut Teamleiter Dr. Thomas Röfer vom DFKI eine der größten Herausforderungen. Neben dem Spaß steht vor allem die Grundlagenforschung im Vordergrund. „Weil es vorangehen soll, entwickeln sich die Regeln jedes Jahr weiter. Wir versuchen, immer realistischer zu werden“, so Röfer.

In diesem Jahr hatten beide Tore zum ersten Mal die gleiche Farbe: ein knalliges Gelb. Von der Optik des Spielfelds geht nicht mehr hervor, in welche Richtung man spielt. „Für Menschen klingt das trivial, für Roboter ist es eine Herausforderung“, sagt der Wissenschaftler.

Das oberste Ziel hält der Forscher für durchaus realistisch: Vom ersten Computer bis 1997, als der Schachcomputer „Deep Blue“ Weltmeister Garry Kasparow geschlagen hat, seien fast 50 Jahre vergangen. „Uns bleiben ja noch 38 Jahre Zeit.“

Fürs Schachspielen seien beispielsweise sehr effiziente Suchverfahren entwickeln worden. „Heute ist Suchen wirtschaftlich sehr relevant“, so Röfer im Hinblick auf Anbieter wie „Google“. Auch von der Roboterforschung sollen andere Bereiche profitieren.

Die Stimmung während des Wettbewerbs ist damit eher freundschaftlich. Rund 100 Zuschauer verfolgen jedes Spiel. „In Japan waren es 2005 beim ,Robo-Cup‘ insgesamt sogar um die 220 000 Zuschauer“, so Röfer. Für die Weltmeisterschaft im Juni in Mexiko sind die Forscher noch auf der Suche nach Sponsoren. Denn die Roboter von „B-Human“ sind schon in die Jahre gekommen. „Zwar stimmt die Rechenleistung noch, aber sie fallen fast auseinander“, so Röfer.

www.b-human.de

www.dfki.de/cps

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