Im Geschlechterkampf

Bremen - Von Thomas Kuzaj · „Frauen, Männer, Macht“ – unter diesem Motto steht der „Tag der Archive“ in diesem Jahr, weil er auf den internationalen Frauentag fällt: Sonnabend, 8. März. Wie berichtet, öffnet das Staatsarchiv (Fedelhören) an diesem Tag von 10 Uhr bis 16 Uhr. Ab 10.30 Uhr werden stündlich Führungen durch die Magazine und Werkstätten angeboten.
Der Arbeitskreis Bremer Archive, der vom kleinen Stadtteilarchiv bis eben zum Staatsarchiv etliche Einrichtungen verbindet, hat eine Ausstellung zum Geschlechterthema des Archivtags vorbereitet. Zu sehen ist sie bis zum 1. Juni in der Weserburg auf dem Teerhof. Eröffnung: heute, Donnerstag, um 19 Uhr.
„Frauen, Männer, Macht“ – das Thema ist so breit gefächert wie der Kreis der Institutionen, die die Exponate bereitgestellt haben. Das Schwachhausen-Archiv erkundet die Geschichte von Dienstmädchen in bürgerlichen Bremer Haushalten, das Bürgerhaus Mahndorf spürt den Lebensgeschichten von Zwangsarbeiterinnen nach, das Klaus-Kuhnke-Archiv für populäre Musik zeigt Plattencover.
Dass die Ausstellung nicht ins Beliebige abgleitet, liegt unter anderem an den Querverbindungen zwischen den „Themeninseln“, die die Präsentation strukturieren. „Viele Themen spielen ineinander“, sagt Kuratorin Bettina Brach.
Schallplattencover („Neue Männer braucht das Land“) und Filme, Plakate und TV-Beiträge, Texte und biographische Dokumente vereinen sich zu einem Panorama des Geschlechterkampfs. Was Günter Grass zum Streitthema §218 zu sagen hatte, sagt er hier noch einmal in Endlosschleife und in Sichtweite von Bundeskanzlerin Angela Merkel, die als Ehrengast der Schaffermahlzeit gezeigt wird. Von der gegenüberliegenden Wand blicken John Lennon und Yoko Ono herüber. Sie sind nackt (Lennon und Ono, nicht Grass und Merkel).
Wieder und wieder sind es Tabubrüche und auch bewusste, kalkulierte Inszenierungen (wie Lennons und Onos Nackt-Auftritt auf dem Plattencover), die das Geschlechterthema vorangebracht haben. Ein Rundgang durch diese Ausstellung führt das noch einmal vor Augen.
Manch ein Exponat mutet dabei durchaus ein wenig skurril an, obwohl es erst wenige Jahrzehnte alt ist – woran sich ablesen lässt, wie die Gesellschaft und ihre Normen sich verändern. Vor diesem Hintergrund erstaunt es geradezu, dass das erste Frauenvorlesungsverzeichnis der Bremer Uni erst im Jahr 1990 erschien.