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Beethoven und die Malerei

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Mikayel Balyan spielte in der Kunsthalle die „Mondscheinsonate“.
Mikayel Balyan spielte in der Kunsthalle die „Mondscheinsonate“. © Musikfest

Bremen - Von Ute Schalz-Laurenze. Selten gelingen die an sich immer begrüßenswerten Versuche, die Künste miteinander zu verbinden, Aspekte des einen im anderen aufzutun, wie gestern Vormittag.

Der Pianist Mikayel Balyan, 2012 Förderpreisträger des Musikfestes, spielte „Mondscheinmusik“. Die Kunsthistorikerin Dorothee Hansen erläuterte knapp, aber tiefenscharf, die malerischen Inspirationen, die von Ludwig van Beethoven allgemein, besonders aber von seiner „Mondschein-Sonate“ – die der Komponist allerdings nicht selbst so genannt hat – ausgingen. Das war hauptsächlich das 1925 entstandene Bild des Symbolisten Lucien Lévy-Dhurmer, das im vergangenen Jahr der Kunsthalle geschenkt wurde: der geheimnisvoll verschleierte Frauenkörper trägt den Titel „Mondscheinsonate“. - Von Ute Schalz-Laurenze.

Die Faszination, die diese Sonate auf Künstler, die „das Unsichtbare sichtbar machen und das Unausdrückbare ausdrücken“ wollten – wie Jean Moréas es 1886 formulierte – realisierte Balyan mit seiner historischen Interpretation durchaus. Am Blüthner-Flügel von 1867 erklang der sonst so pedalverhangene erste Satz strukturell sehr klar, das fast schon das romantische Geheimnis weniger im Klang als in der Form offenbarte: „Quasi una fantasia“ 1801 als erster Satz einer Sonate! Die atemberaubende Gefühlsexplosion des letzten Satzes zeigt dann definitiv, mit welchem wilden und unmissverständlichen Anspruch der junge Beethoven nach Wien gekommen war. Da hätte Balyan ruhig noch mehr geben, mehr Wut und Verzweiflung herausarbeiten können. Aber es war schon sehr gut, was der preisgekrönte Spezialist Alter Musik hier zeigte.

Beethovens Idee der Gefühlsexplosion der Musik, hatte natürlich enorme Folgen in der Romantik und auch noch im Impressionismus, zum Beispiel bei Gabriel Fauré. Klare Strukturen und glitzernde Klangfarben, nicht unbedingt Weltliteratur, aber schöne Musik. Die war dann zu hören bei Claude Debussy, der die Natur zur Basis seiner Musik machte und mit „Claire de Lune“ (1890-1905) durch die Harmonik und die modalen Melodieskalen tatsächlich die Stimmung einer in Mondlicht getauchten Landschaft erreichte: Balyan interpretierte auch das gekonnt, aber doch sehr distant. Die Romantik und der Impressionismus scheint nicht ganz seine Welt. Viel Beifall für die gelungene Zusammenstellung in der ausverkauften Kunsthalle.

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